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Veganer Supermarkt in Berlin: Rewe im grünen Gewand
Mit großen Worten eröffnet die erste vegane Filiale des Supermarkt-Riesen in Friedrichshain
»Wo ist die Möhre?«, ruft eine Organisatorin im Rewe-Dress, während sie sich an den Pressefotograf*innen vorbeizwängt. Für die Eröffnung seines ersten veganen Supermarkts am Mittwoch hat der Lebensmittelhändler nicht nur eine Cellistin engagiert, sondern auch Beschäftigte in bunte Ganzkörperanzüge gesteckt: Eine Erdbeere, ein Brokkoli, ein Kürbis und eben auch eine Möhre torkeln vor dem herausgeputzten Laden in Friedrichshain herum. Zwei der Maskottchen sollen sich nun zusammen mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey ablichten lassen.
»Wir haben in der Wirtschaftspolitik ein ganz großes Ziel«, verkündet die SPD-Politikerin neben Peter Maly, Vorstand der Rewe Group. »Wir wollen, dass Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa wird. Und da jehör’n Se ooch mit dazu.« In der Hauptstadt, so Giffey, solle möglich gemacht werden, was noch niemand zuvor ausprobiert habe.
»Rewe voll pflanzlich« nennt sich das Format, mit dem der Kölner Supermarkt-Riese an der Warschauer Brücke durchstarten will. Über 2700 vegane Produkte sollen hier erhältlich sein; das übliche Sortiment umfasst laut Rewe bis zu 1400 vegane Artikel pro Markt. Bei dem Vegan-Markt handelt sich um die bundesweit erste vegane Filiale der Kette. Wie auch bei den Rewe-Bio-Märkten hat sich das Unternehmen für einen Auftritt mit grünem statt rotem Logo entschieden.
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Den neuen Look auszuwählen, sei nicht ganz einfach gewesen, sagt Rewe-Vorstand Maly. Doch: »Wir sind ja im Handel. Wir sind Macher, wir diskutieren nicht allzu lang. Wir entscheiden.« Trotz Corona, Krieg und Inflation sei es Rewe in den vergangenen Jahren gelungen, die eigenen Innovationen weiter voranzutreiben. Maly nennt unter anderem moderne Kassentechnologien und den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Trotzdem stehe für Rewe der Mensch im Zentrum. »Wir verkaufen Ware, und das machen wir mit Menschen«, so Maly. Das letztlich Entscheidende komme in der Presse leider oft zu kurz: »Ich glaube, wir müssen mehr über die guten Sachen reden, die heutzutage passieren.«
Vom neuen Vegan-Markt verspricht sich Rewe Lerneffekte für seine klassischen Supermärkte. Man hoffe, neuen Produkten und Marken den Weg ins Regal zu ebnen, heißt es in einer Mitteilung. Insgesamt 212 Quadratmeter stehen den Kund*innen demnach im Laden zur Verfügung.
Von Rewe-Eigenmarken über Produkte bekannter Lebensmittelhersteller bis hin zu kleinen Marken ist an der Warschauer Brücke alles vertreten: Bio-Snacks, zahlreiche Milchersatzprodukte, pflanzlicher Leberkäse, vegane Backmischungen und sogar eine Eismaschine, aus der sich Kund*innen pflanzliches Softeis zapfen können. Die Berliner Spirituosenmanufaktur Mampe steuert einen veganen Eierlikör bei. Auch eine vegane Salatbar und Sushi-Abteilung werden geboten. Das Preisspektrum bewegt sich im gleichen Bereich wie bei vergleichbaren Produkten in anderen Rewe-Märkten.
Erste Erfahrungen mit rein pflanzlichem Angebot konnte bereits die österreichische Rewe-Tochter Billa sammeln. Unter dem Namen »Billa Pflanzilla« betreibt sie seit anderthalb Jahren einen veganen Supermarkt in Wien.
Eine große Umstellung für die Anwohnenden wird die neue Filiale nicht bedeuten. Sie löst einen ebenfalls veganen Supermarkt der Berliner Marke Veganz ab, die sich Ende 2023 vom Standort zurückzog. Mit dem Laden an der Warschauer Brücke gab die Marke ihre letzte Filiale in der Hauptstadt auf. Verantwortlich für das Aus des Veganz-Supermarkts war der vegane Boom selbst. Mit dem Verkauf veganer Produkte durch große Ketten konnte das Geschäft nicht länger mithalten.
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