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Friedrichshafen legt im Duell der Volleyball-Rekordmeister vor
Die Berlin Volleys müssen ausgerechnet beim 2:3 im ersten Finalspiel die erste Heimniederlage dieser Bundesligasaison hinnehmen
Mark Lebedew hat schon zu viele Finalserien der Volleyball-Bundesliga mitgemacht, um trotz aller Freude über einen Auftaktsieg nicht sofort abzuheben. Sein Team des VfB Friedrichshafen hatte zwar gerade dem Favoriten Berlin Volleys durch ein 3:2 am Montagabend die erste Heimniederlage der gesamten Saison zugefügt und war damit überraschend in der »Best of five«-Serie mit 1:0 in Führung gegangen. Doch für den Titel in den Playoffs müssen nun mal drei Siege her, und Lebedew weiß, wie schwer sie gegen die BR Volleys einzufahren sind. Also holte der australische Trainer seine Spieler noch auf dem Parkett zusammen, stellte sich in deren Mitte und predigte los: »Das heute war schon schwierig. Wir haben die Aufgabe durch Kampfgeist und Zusammenhalt gelöst. Aber das zweite Spiel am Mittwoch wird definitiv noch schwieriger. Berlin wird nicht mit 0:2 hinten liegen wollen und alles daran setzen zurückzuschlagen.«
Lebedew kennt die Comeback-Qualitäten der BR Volleys nur zu gut. Im Grunde hat er sie dem Klub selbst eingeimpft, als er zwischen 2010 und 2015 Coach der Berliner war. Unter ihm verloren die Volleys gleich zweimal ein erstes Finalspiel, gewannen am Ende aber doch die Meisterschaften 2012 und 2014 und starteten ihre bis heute andauernde Dominanzphase. Seit damals wurden die Volleys nur einmal bezwungen: 2015 von Friedrichshafen. Lebedew verließ danach Berlin und kehrte 2021 als Übungsleiter beim Rekordmeister in Friedrichshafen in die Liga zurück.
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Vor zwei Jahren musste er dann von der anderen Seite aus erfahren, wie es ist, wenn man Berlins Volleyballer verärgert. »Selbst ein 0:2 bedeutet noch nicht das Ende, wie wir alle miterlebt haben«, erinnert er sich noch genau daran, wie die Volleys im April 2022 die drei letzten Spiele der Saison und damit den Titel doch noch gewannen. »Auch jetzt werden sie mit der Einstellung zu uns kommen, dass sie unbedingt gewinnen und sofort ausgleichen müssen. Wir werden daher noch mehr herausholen müssen, um das zu verhindern«, blickte Lebedew auf die anstehende Partie in Friedrichshafen an diesem Mittwoch.
Glaubt man Berlins Kapitän Ruben Schott, hätte es diese Zusatzmotivation eigentlich gar nicht gebraucht, denn titelmüde seien er und seine Kollegen keineswegs: »Wir haben einige Spieler, die nach der Saison nicht bei uns bleiben werden. Die wollen hier unbedingt noch mal Meister werden. Und für uns alle gilt: Wir haben im Moment genauso viele Meistertitel wie der VfB. Daher ist das eine ganz besondere Finalserie in diesem Jahr.«
Tatsächlich treffen die beiden Teams zum elften Mal in Folge in der Endspielserie aufeinander. Einen einst großen Vorsprung hat Friedrichshafen vergangenes Jahr endgültig aufgebraucht, so dass die Volleys und der VfB in diesem Jahr gemeinsam mit je 13 Titeln als Rekordmeister firmieren. Friedrichshafen will diese Bezeichnung nicht verlieren, doch die Berliner wollen sie auch nicht teilen. Insofern passt der hart umkämpfte 3:2-Erfolg des VfB zum Auftakt zur Erzählung der beiden Rivalen an der Spitze, auch wenn am Montag nicht gerade Spitzenvolleyball geboten wurde. Stattdessen bestimmten viele Fehler in Aufschlag und Annahme auf beiden Seiten die Partie. Die Gäste fanden nach einem 1:2-Rückstand wenigstens am Ende zu ihren Stärken im Angriff zurück, als vor allem Hauptangreifer Michał Superlak immer wieder die Lücken in der Berliner Abwehr fand.
»Friedrichshafen hatte in den letzten zwei Wochen fünf Spiele. Die sind voll im Rhythmus, der uns fehlt, weil wir eine Woche frei hatten«, haderte Berlins Zuspieler Johannes Tille ein wenig damit, dass seine Vollys ihre Halbfinalserie schnell mit 3:0 erledigt hatten, während Friedrichshafen fünf Spiele benötigte. Auch sein Trainer Joel Banks sah hier den Hauptgrund für die Niederlage. »Superlak hat schon im Halbfinale exzellent gespielt. Der große Unterschied war jedoch unser Aufschlag. Der ist sonst eine unserer Stärken, aber heute haben wir ständig nach unserem Rhythmus gesucht und ihn nie wirklich gefunden.«
Trotzdem war es den Volleys zwischenzeitlich gelungen, aus einem 0:1-Satzrückstand eine 2:1-Fühung zu machen. Dann aber schlug die Stunde des Comeback-Experten Lebedew. »Wir haben einmal tief durchgeatmet, die Aufschlagtaktik etwas geändert, vor allem aber angefangen zu kämpfen. Manchmal ist alle Taktik gut und schön, stattdessen musst du einfach rausgehen und sagen: Jetzt gewinnen wir dieses Scheißding. Und dann macht man das.« Volleyball kann manchmal so einfach wirken.
Nun aber, da auch Berlin wieder im Spielrhythmus sein dürfte, war es an Lebedew, die vielen Spiele der vergangenen zwei Wochen als eigenen Nachteil auszumachen. »Wie wir das verkraften, werden wir erst am Mittwoch erfahren. Dass wir noch heute nacht im Bus nach Hause fahren, ist nicht optimal. Wir werden versuchen, uns so gut wie möglich auszuruhen. Morgen eine Ibuprofen nehmen, und am Mittwoch hauen wir wieder rein.« Die Berliner leisteten sich am Dienstag den Luxus einer Flugreise in den Südwesten der Republik.
Vielleicht ist es auch dieses Detail, das Volleys-Kapitän Schott optimistisch bleiben ließ: »Wir müssen alles geben, denn Friedrichshafen schenkt uns nichts. Das haben wir heute gesehen. Wenn wir am Mittwoch ein bisschen besser aufschlagen, kreieren wir aber viel mehr Chancen, sodass wir sie schlagen können«, sagte er am späten Montagabend. Zudem kennt natürlich auch der Nationalspieler die jüngere Geschichte der Bundesliga. »Das war jetzt kein Beinbruch. Es kam ja immer mal wieder vor, dass wir das erste Spiel liegenlassen haben.« Ein Lächeln. Ein Augenzwinkern. Das reichte schon als Kampfansage.
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