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Berlin Volleys feiern deutsche Meisterschaft

Titelverteidiger gewinnt gegen Dauerrivalen Friedrichshafen und ist nun alleiniger Rekordmeister

Marek Šotola (l.) führte die BR Volleys unwiderstehlich zum Titel.
Marek Šotola (l.) führte die BR Volleys unwiderstehlich zum Titel.

Marek Šotola brauchte nur acht Sekunden, bis er die Max-Schmeling-Halle auf Betriebstemperatur gebracht hatte. Beim ersten Angriff fand die linke Klebe des tschechischen Volleyball-Nationalspielers sofort den Boden auf des Gegners Seite, und die Dezibelmesser schlugen unter dem Jubel der Fans wild aus. Es sind jene letzten Apriltage, in denen aus dieser Multifunktionsarena in Berlin Prenzlauer Berg alljährlich der sogenannte Volleyballtempel wird, von dem dann Profis in ganz Europa schwärmen. Schon Spiel drei der Best-of five-Serie um die deutsche Meisterschaft hatte vor ausverkaufter Halle stattgefunden, und auch im alles entscheidenden fünften Duell zwischen den Berlin Volleys und dem VfB Friedrichshafen ließen 8553 Zuschauer keinen Platz mehr frei. Am Ende bejubelten sie mit ihrer Heimmannschaft die erfolgreiche Titelverteidigung und eine historische Meisterschaft.

Die Volleys fanden den besseren Start in die Partie, weil Diagonalangreifer Šotola auch im Aufschlag großen Druck entwickeln konnte, dem die Gäste nicht gewachsen schienen. Bis auf 9:3 baute der Titelverteidiger seine Führung aus. Doch wenn diese ausgeglichene Serie eines bewiesen hatte, dann, dass Friedrichshafen viel resilienter sein würde, als viele Experten das zuvor geglaubt hatten. So kam der VfB noch mal bis auf zwei Punkte heran. Im Gegensatz zu den ersten beiden Partien, die Berlin trotz Führungen noch aus den Händen gegeben hatte, blieben die Volleys dieses Mal konsequent und holten sich Satz eins mit 25:16.

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Es ist fast eine Ironie, dass eine Verletzung auf Berliner Seite die Wende für die Volleys in der Finalserie eingeläutet hatte. Kapitän Ruben Schott war in der zweiten Partie umgeknickt, spielte ab dem dritten Duell zwar mit einer Schiene am linken Sprunggelenk weiter, war aber sichtlich eingeschränkt. Zum Vergleich: In Spiel eins zählten die Statistiker noch 18 Punkte für den deutschen Nationalspieler, in der vierten Begegnung erzielte er nur einen.

Trotzdem gewannen die Volleys nun, weil sie gezwungen waren, andere kreativere Lösungen zu finden. Zuspieler Johannes Tille suchte auch im letzten Spiel der Saison vermehrt seine Mittelblocker Tobias Krick und Nehemiah Mote sowie Außenangreifer Timothée Carle, der selbst aus dem Hinterfeld hochprozentig punkten konnte. Dazu fand Šotola rechtzeitig zu seiner Bestform, und alle Berliner einen viel besseren Aufschlagrhythmus als zu Beginn des Finales. Am Ende waren es zu viele Waffen, die Friedrichshafen nicht mehr entschärfen konnte.

In Durchgang zwei war es dann Tille, der von der Aufschlaglinie fast im Alleingang für eine schnelle 5:0-Führung sorgte. 120 Dezibel wurden nun gemessen, denn die Berliner Fans kamen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Diesmal blieb die Sache klar und bis zum Satzende bauten die Berliner den Vorsprung kontinuierlich aus. Erneut hieß es 25:16. Langsam wurde klar, dass es beim Start in die Berliner Meisterparty draußen noch hell sein würde.

Vor zwei Jahren hatten die Volleys als erste Bundesliga-Mannschaft überhaupt einen 0:2-Rückstand in einer Finalserie noch drehen können – gegen denselben Gegner. »Wir wissen, dass keine Führung gegen Berlin sicher ist«, hatte Friedrichshafens Trainer Mark Lebedew nach den ersten Erfolgen seines Teams zu Beginn der aktuellen Serie daher noch gewarnt. Am Ende half es nichts. »Wir wissen, wie es geht«, hatte sich Berlins Carle schon vor Spiel vier zuversichtlich gezeigt. Und obwohl es in Friedrichshafen dann beim 1:2-Satzrückstand ziemlich knapp wurde, schaffte Berlin erneut die Wende, denn auch in Satz drei ließen sie nichts mehr anbrennen Kricks Block zum 25:17 machte den Sieg perfekt.

Seit 2012 hat Berlin nun zehnmal den Bundesligatitel gewonnen. Die letzten elf Finalserien spielten sie stets gegen den VfB, der nur einmal erfolgreich den Spielverderber gab. Die Meisterschaft 2024 war im ewigen Duell eine ganz besondere, da beide mittlerweile bei 13 Titeln angelangt waren. Nach einem Jahr der geteilten Herrschaft dürfen sich nun die BR Volleys erstmals alleiniger deutscher Rekordmeister nennen.

Das war von Saisonbeginn an das erklärte Ziel der Mannschaft, die nun allerdings vor einem Umbruch stehen dürfte. Es steht bereits fest, dass Timothée Carle nach vier äußerst erfolgreichen Jahren die Bundesliga verlassen wird. Sein neues Ziel soll die finanzstärkere polnische Liga sein. Auch Šotola dürfte gehen: Nach drei Ausbildungsjahren in Berlin suche er sein neues Heim in Italien, heißt es. Dort sind Salär und das spielerische Grundniveau ebenfalls deutlich höher als in Deutschland.

Volleys-Manager Kaweh Niroomand kennt diese Situation jedoch und wird vermutlich auch in der nächsten Spielzeit wieder eine schlagkräftige Truppe ans Netz bringen, die in der Bundesliga ihresgleichen sucht. Schließlich verlieren auch die Gegner wichtiges Personal: Nationalspieler Erik Röhrs verlässt den Bronzegewinner Lüneburg, Vizemeister Friedrichshafen muss sogar einen Nachfolger für Trainer Lebedew finden. Den 8553 Partygästen war das am Sonntagnachmittag aber völlig egal. Für Zukunftssorgen ist morgen immer noch Zeit.

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