Kein magischer Klinikatlas

Ulrike Henning über nicht gelieferte Transparenz in der Reform

Das Internet vergisst nicht: Ursprünglich sollte der Krankenhaus-Atlas der Bundesregierung am 1. April online gehen. Dann wurde verschoben auf den 1. Mai. Letzter Stand der Planung ist eine öffentliche Präsentation am 16. Mai.

Das geplante Verzeichnis soll nun eine regelrechte Offenbarung in Sachen Transparenz sein. Es listet Fallzahlen und Personalausstattung auf. Dann wird es komplizierter: Auch Komplikationsraten für ausgewählte Eingriffe. Da fragt man sich sofort, wer die auswählt. Aber der Atlas ist eher ein schlecht getarntes U-Boot der Krankenhausreform, der Begriffe wie Level oder Leistungsgruppen etablieren soll.

Ab Oktober sollen sich im Atlas die Fallzahlen auf die künftigen 65 Leistungsgruppen beziehen, die irgendwann Kliniken zugeordnet werden. Wer mit seinem Leiden dort nicht reinpasst, kann ja weiter die Krankenhäuser abtelefonieren oder anderswo Rat suchen. Anderswo, das kann auch das Deutsche Krankenhausverzeichnis sein, mit Krankenhausgesellschaften im Hintergrund. Das gibt es länger als 20 Jahre, wurde jetzt aktualisiert – ausgerechnet auch mit einer sogenannten Transparenzsuche. Jeden Monat schauen dort angeblich eine halbe Million potenzielle Patienten rein, sagen die Betreiber. Auf die Idee, dieses Angebot auszubauen, kam im Gesundheitsministerium niemand.

Aber bei jedem Verzeichnis ist das Grundproblem, dass es eine Leistung in einer Region überhaupt erst einmal geben muss. Kein noch so transparenter Atlas bringt fehlendes Fachpersonal herbei, selbst dann nicht, wenn eine Stellenbörse integriert ist.

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