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Warum haben Menschen Heuschnupfen?

Dr. Schmidt klärt über die körperlichen Reaktionen bei einer Pollen-Allergie auf

Zurzeit plagt der Heuschnupfen viele Menschen in Deutschland. Warum niest um mich herum alle Welt?

Ein Heuschnupfen ist eine von vielen Allergien. Man nennt sie deswegen Heuschnupfen, weil eine der häufigen Varianten gerade in der Zeit grassiert, wo Gräser blühen oder die erste Heumahd ist. Also im Frühling und Frühsommer. Dann nämlich fliegen von allen möglichen Pflanzen die Pollen durch die Luft.

Warum aber läuft meiner Frau ständig die Nase und mir nicht?

Das kann genetisch bedingt sein. Wenn Mitglieder einer Familie irgendwelche Allergien hatten, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selber von welchen geplagt werden, um die 60 Prozent. Inzwischen zeigen genetische Untersuchungen, dass einige Eiweißmoleküle, die im Immunsystem eine Rolle spielen, bei Allergikern leicht verändert sind. Und das führt dann offenbar bei entsprechender Reizung dazu, dass eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt vom Immunsystem als vermeintlich gefährliche Infektion bekämpft werden.

Das aber ist nur nervig und nicht gefährlich, oder?

Das kommt drauf an. Die Reaktion auf das Allergen kann bei bestimmten Allergien so krass sein, dass es zu einem allergischen oder anaphylaktischen Schock kommt. Wenn dann nicht sofort Hilfe kommt, kannst du daran sterben. Die Erdnussallergie hat es so schon in einen Kino-Thriller geschafft.

Warum äußern sich Pollen-Allergien durch Niesen und geschwollene Augen und nicht durch, sagen wir: Pickel auf der Haut oder Durchfall?

Wir haben verschiedene Bereiche, wo das Immunsystem im Regelfall aktiv werden muss. Zu denen gehören an vorderster Front die Schleimhäute der Atemwege. Da die ein Einfallstor für Infektionen sind, ist es sinnvoll, wenn dort eine entsprechende Immunreaktion stattfindet. Da wird dann in großen Mengen ein Botenstoff namens Histamin ausgeschüttet, der wiederum andere Zellen dazu bringt, die Durchblutung zu verbessern und mehr Schleim zu bilden. Das Ergebnis ist der bekannte Rotz. Das Gleiche kann in ähnlicher Form auf der Bindehaut im Auge passieren. Das Ergebnis ist dann ein Juckreiz.

Was kann ein Allergiker tun?

Grundsätzlich kann ein Betroffener immer die Symptome der Allergie behandeln, indem er zum Beispiel Antihistaminika zu sich nimmt, die das Histamin im Körper blockieren. Histamin löst diese Lawine an Immunreaktionen aus. Diese Medikamente haben aber häufig den Nachteil, dass sie müde machen. Man kann aber auch sogenannte immunmodulierende Substanzen nehmen. Doch das hat in der Regel problematischen Nebenwirkungen.

Ich habe auch mal von einer Therapie bei Allergikern gehört, denen das Allergen absichtlich verabreicht wurde. Eine Räuberpistole?

Nein, nein, diese Therapien gibt es wirklich. Das ist eine etwas langwierige Methode, so eine Art Impfung.

Was genau passiert da?

Bei dieser Behandlung wird dir in Abständen in leicht ansteigender Dosis das Allergen, auf das du stark reagierst, entweder gespritzt oder mittels einer Tablette unter die Zunge gelegt. Das passiert idealerweise in der Zeit, in der das dabei verwendete Allergen gerade keine Rolle in der Natur spielt. Das kann die konkrete Allergie beseitigen, sollte aber unbedingt bei einem erfahrenen Allergologen passieren.

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