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Neue Töne bei der Bundeswehr: Hi, Oberdigga!
Andreas Koristka weiß, wie man die Jugend fürs Militär begeistert
Boris Pistorius hat seine bahnbrechenden Ideen zum neuen Wehrdienst vorgestellt. Er möchte alle 400 000 jungen Menschen eines Jahrgangs anschreiben. Junge Männer sind dann verpflichtet, einen Fragebogen auszufüllen. Die jungen Frauen dürfen grundsätzlich auch mitmachen, müssen aber nicht. Die Absender der motiviertesten Rückschreiben sollen dann eine Einladung zur Musterung erhalten und können sich für 6 oder 23 Monate für die Bundeswehr verpflichten.
Es wird spannend, was in den Fragebogen abgefragt wird. Wahrscheinlich geht es um die positive Einstellung zur Bundesrepublik Deutschland und die grundsätzliche Bereitschaft, an lustigen Trinkspielen mit Gasmasken und ungezwungenen kameradschaftlichen Chatgruppen teilzunehmen. Wer gern blutrünstige Videospiele spielt, ist sicherlich auch im Vorteil. Allerdings ist es fraglich, ob die jungen Leute überhaupt noch Spieleklassiker wie Doom und Duke Nukem 3D kennen.
Spätestens bei der Musterung wird dann jedoch für die meisten der Traum vom Wehrdienst vorbei sein. Denn wer ernsthaft in einem Fragebogen sein Interesse bekundet, bei der Bundeswehr zu dienen, dem kann wohl kein Arzt psychische Gesundheit attestieren. Boris Pistorius muss sich also neue Möglichkeiten überlegen, um junge Leute für die Armee zu begeistern.
Gute Ansatzpunkte hat er bereits. Bislang ist geplant, dass Personen, die sich für 23 Monate verpflichten, Extraausbildungen wie etwa einen Führerschein absolvieren können. Wenn man überlegt, dass in Russland und der Ukraine Häftlinge rekrutiert werden, die als Lohn aus dem Gefängnis entlassen werden, scheint das Angebot der Bundeswehr allerdings nicht besonders üppig auszufallen. Wenn man das Geld für die Millionen von Anschreiben spart und stattdessen jedem, der zur Musterung erscheint, eine Nintendo-Switch und/oder einen gebrauchten VW Polo anbietet, werden die wehrfähigen jungen Leute der Bundeswehr die Bude einrennen.
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Die ganze Armee muss jugendfreundlicher werden. Warum haben Panzer kein Separee, wo doch bekannt ist, wie viele junge Leute unter schlimmer Pornosucht leiden? Warum sind die Dienstgrade nicht jugendgerecht formuliert? Digga, Oberdigga, Mieser Oberfelddigga – das wären Begrifflichkeiten, die sich die Jugend merken kann!
Die Armee sollte sich zudem ein bisschen in die Materie einlesen und herausfinden, was bei den jungen Menschen gerade angesagt ist. Es existieren ungeahnte Potenziale. Besonders viele Jugendliche haben bei den Europawahlen für die AfD gestimmt. Wer so stramm rechts daherkommt, der lässt sich doch auch für die Armee begeistern. Diese Leute wollen keine Fragebögen ausfüllen, sondern ungestört mit Kameraden abhitlern!
In dieser Hinsicht muss die Bundeswehr die Angebote ausbauen. Warum wirbt sie nicht intensiver mit den Rommel-Kasernen? Warum bringt sie nicht öfter zur Sprache, dass man im Krieg Ausländer töten darf? Völlig legal! Boris Pistorius hat noch viel Arbeit vor sich.
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