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Brand bei Diehl: Doch Anschlag auf Rüstungskonzern?
Laut Medien »russische Saboteure« hinter Vorfall in Berlin
Ein technischer Defekt hat laut einem Gutachten den Großbrand am 3. Mai bei der Firma Diehl in Berlin-Lichterfelde ausgelöst. Zu diesem Ergebnis seien Gutachter der Brandversicherungen gekommen, erklärte ein Firmensprecher am Freitag. Damals brannte ein »Technikraum« im ersten Obergeschoss eines Fabrikgebäudes, verletzt wurde niemand. Hinweise auf Brandstiftung hat das Unternehmen nicht, jedoch: »In der reinen Theorie könnte Sabotage zu einem technischen Defekt führen«, sagte der Sprecher.
Die Diehl-Gruppe ist ein großer Rüstungskonzern, der auch Lenkflugkörper und Flugabwehrsysteme für die Ukraine liefert. In Medien und sozialen Netzwerken löste das vor sieben Wochen Spekulationen aus, ob nicht russische Geheimdienste hinter dem Vorfall stecken könnten. Beschwichtigt wurden diese mit der Erklärung, dass in dem Berliner Werk Autoteile produziert würden.
Nun befeuert das Wall Street Journal (WSJ) die Gerüchte unter Berufung auf einen Ermittler neu. Demnach werde weiterhin keine Brandursache ausgeschlossen. Der US-Zeitung zufolge argwöhnten auch »westliche Sicherheitsbeamte«, das Feuer sei »von russischen Saboteuren« gelegt worden.
Europäische Regierungen seien vorsichtig gewesen, Russland öffentlich die Schuld zu geben, »um eine Eskalation zu vermeiden«, schreibt das WSJ. »Privat« hätten deutsche Sicherheitsbeamte jedoch etwas anderes gesagt, so die Zeitung und zitiert diese mit den Worten, Russland greife »offenbar verstärkt zivile und militärische Ziele sowie Personen in Europa an«. Die Quellen verwiesen auch darauf, dass Russland »häufig Zivilisten für solche Operationen einsetzt«, die über soziale Netzwerke wie Telegram angeworben und mit Kryptowährung bezahlt würden.
Den zitierten Beamten zufolge war der Brandanschlag auf die Diehl-Fabrik vermutlich das Werk »erfahrener Profis«. So sei das Feuer mutmaßlich in einem Bereich ausgebrochen, zu dem nur wenige Mitarbeiter Zugang hatten. Dass alle Videoaufnahmen in den Flammen verloren gingen, findet das Blatt ebenfalls auffällig und kommt zu dem Schluss, deutsche Fahnder hätten zunächst »in die falsche Richtung ermittelt«.
»Bild« schrieb bereits vergangene Woche, ein »ausländischer Nachrichtendienst« habe einen deutschen Partnerdienst darüber informiert, dass es »konkrete Hinweise für eine russische Beteiligung« gebe. Abgehörte Nachrichten hätten zwar Hinweise auf eine russische Beteiligung geliefert, diese seien aber vor deutschen Gerichten nicht als Beweise zugelassen worden und hätten eine strafrechtliche Anklage verhindert, so das WSJ.
Der Brand soll einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe hinterlassen haben. Laut Unternehmen läuft die Produktion mit rund 500 Beschäftigten an den verbliebenen Produktionsstraßen rund um die Uhr weiter.
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