Frauen beschützen Frauen

Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenbeauftragten in Behindertenwerkstätten

Frauen in Behindertenwerkstätten benötigen besonderen Schutz.
Frauen in Behindertenwerkstätten benötigen besonderen Schutz.

Katrin Dewitz ist seit 2017 Frauenbeauftragte der Behindertenwerkstatt St. Johannesberg der Caritas in Oranienburg. Diese neue Aufgabe habe sie verändert, sagt Dewitz: »Aus einer stillen, zurückhaltenden Frau wurde eine starke Frau.« Sie freut sich, das Vertrauen der anderen Frauen zu genießen. Dewitz will sie vor Belästigung und Gewalt schützen. Bei einem Festakt am Mittwoch im Deutschen Haus in Beelitz betont die so selbstbewusst gewordene Beauftragte: »Frauen und Männer sind gleichberechtigt.«

Inzwischen ist Dewitz auch Vorsitzende der am 22. März gegründeten Landesarbeitsgemeinschaft der rund 60 Frauenbeauftragten in verschiedenen brandenburgischen Behindertenwerkstätten. Dass es diese Arbeitsgemeinschaft gibt, wird am Mittwoch im Deutschen Haus in Beelitz gefeiert. 28 Behindertenwerkstätten gibt es im Bundesland. Dort arbeiten insgesamt rund 10 000 Menschen. Wie viele Frauen darunter sind, weiß die Landesbehindertenbeauftragte Janny Armbruster nicht. Aber sie schätzt, dass es etwa die Hälfte sein werden.

»Aus einer stillen, zurückhaltenden Frau wurde eine starke Frau.«

Katrin Dewitz Frauenbeauftragte

Armbruster bemüht sich, leicht verständlich für jede im Saal zu sprechen. Die Frauen in den Werkstätten zu schützen, dazu hätten die »United Nations« die Mitgliedsstaaten verpflichtet. Schon im nächsten Moment korrigiert sie sich: »Vereinte Nationen« – denn fremdsprachliche Begriffe sollten bei leicht verständlicher Sprache vermieden werden. Das Land Brandenburg habe den Auftrag ernst genommen und vor neun Jahren Trainerinnen berufen, die dann begonnen haben, die Frauenbeauftragten zu schulen. Bei den Trainerinnen wurden Tandems gebildet aus je einer Frau mit und ohne Behinderung. Bei den Frauenbeauftragten ist es oft genauso, dass ihnen eine ebenfalls speziell ausgebildete Unterstützerin zur Seite steht.

Auch Sozialstaatssekretär Thomas Götz (Grüne) sagt ein paar Worte. »Ich muss mich kurz halten, wurde mir gesagt. Drei Minuten, das fällt Staatssekretären schwer«, gibt er schmunzelnd zu. Doch dann hört er auf zu lachen. »Es geht um ein ernstes Thema.« Studien zeigen Götz zufolge, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen häufiger Gewalt erleben als andere. Er dankt denen, die nun dagegen angehen. »Das Land Brandenburg will starke Frauenbeauftragte in allen Behindertenwerkstätten«, versichert der Staatssekretär.

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Stark mussten vor allem die ersten sein, die diese Funktion übernommen haben, wie Projektleiterin Meike Johannink berichtet. Denn: »Jede neue Idee trifft auf Widerstände.« Die ersten Frauenbeauftragten in den Werkstätten mussten Johannink zufolge bei null anfangen, sie mussten Kraft aufbringen, denn für sie habe noch niemand den Weg freigeschlagen. Einige der ersten Frauenbeauftragten sind noch tätig, andere haben schon wieder aufgehört, weil sie außerhalb ihrer Werkstatt einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden haben oder weil sie mit der Aufgabe überfordert waren. Auch das gebe es, das dürfe auch sein, erklärt Johanninks Kollegin Regine Lehmann.

Bei den Schulungen in Michendorf und Oranienburg lernen die Frauenbeauftragten beispielsweise etwas über ihre Schweigepflicht bei Gesprächen mit Opfern von Übergriffen. Es gibt praktische Übungen, meist als Rollenspiel einer Sprechstunde. »Stopp« sagen und Selbstverteidigung stehen genauso auf dem Programm wie ein Ausflug ins Potsdamer Frauenhaus.

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