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2,1 Milliarden Euro für neue Militärsatelliten
Spionagesatelliten der Bundeswehr liefern weiterhin keine Bilder
Die Bundeswehr hat der Raumfahrt- und Rüstungssparte von Airbus in Bremen den Hauptauftrag für die nächste Generation des militärischen Satellitensystems »Satcombw 3« erteilt. Der Vertrag im Wert von 2,1 Milliarden Euro umfasst die Bereitstellung von zwei geostationären Kommunikationssatelliten, einem Frequenzsicherungssatelliten sowie dafür nötigen Bodensegmenten im bayerischen Weilheim sowie zwei militärisch betriebene Stationen in Gerolstein und Kastellaun (Rheinland-Pfalz). Diese dienen der Datenübertragung der Satelliten und als Schnittstellen zu terrestrischen Kommunikationsnetzen. Im Auftrag enthalten sind auch der Start sowie der Betrieb des Systems für die nächsten 15 Jahre.
Die Mittel für das militärische »Satcombw 3« hat der Haushaltsausschuss des Bundestags vor drei Wochen genehmigt. Es soll die globale Einsatzfähigkeit der Bundeswehr sicherstellen, Deutschland erfüllt damit auch seine Nato-Verpflichtungen. Außerdem will die Bundeswehr damit unabhängiger von kommerziellen Satellitennetzwerken wie etwa Starlink von SpaceX werden.
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Für die Fertigung der sechs Tonnen schweren Satelliten will Airbus auch mit OHB in Bremen zusammenarbeiten. Zentrale Elemente wie die Einbindung der Nutzlasten und Solaranlagen sollen dabei in Deutschland gefertigt werden. Zahlreiche kleinere deutsche Firmen sollen an der Umsetzung des »Satcombw«-Systems beteiligt werden
Ein anderes militärisches Vorhaben im Weltall macht der Bundeswehr derzeit Kopfschmerzen: Vergangene Woche haben mehrere Medien über schwerwiegende Probleme im Projekt »Sarah« berichtet und sich dabei auf vertrauliche Informationen des Verteidigungsministeriums an den Bundestag berufen. Demnach können zwei der drei Ende vergangenen Jahres gestarteten Satelliten des Spionageprogramms keine tageslichtunabhängigen Radarbilder liefern, da ihre Antennenmasten nicht ausklappbar sind. OHB, Hersteller der Satelliten, versucht seit über sechs Monaten vergeblich, mithilfe der Steuerungssoftware und Flugmanövern, die Antennen zu bewegen.
Das Ministerium gibt OHB die Schuld für das Versagen und forderte bis Anfang Juli einen »aktualisierten Plan zum weiteren Vorgehen«. Kritisiert wird, dass OHB vor dem Start der Satelliten die Antennenfunktionalität nicht ausreichend am Boden getestet habe, was als ungewöhnlich gilt.
Das 2013 für damals rund 800 Millionen beschlossene Projekt »Sarah« hat sich inzwischen auf rund 1,2 Milliarden Euro verteuert. Es soll die fünf Satelliten des bisherigen Bundeswehrsystems »SAR-Lupe« ersetzen, das seit 2007 in Betrieb ist und seine Lebensdauer überschritten hat. Die Bundeswehr hofft nun, dass das alte System noch einige Jahre weiterbenutzt werden kann. Durch Alterungserscheinungen wird »SAR-Lupe« jedoch zunehmend anfällig für Störungen, außerdem geht der Treibstoff an Bord der Satelliten zur Neige.
Für Unmut sorgte auch, dass die Bundeswehr das neue System mit dem Elon Musk-Konzern SpaceX und nicht mit europäischen Ariane-Raketen gestartet hat. SpaceX hat zwar eine hohe Erfolgsquote bei Weltraumstarts und ist erfahren im Transport sensibler Nutzlasten, darunter auch militärische und geheimdienstliche. Dennoch besteht bei einem Start im Ausland das Risiko, dass die Technologie ausspioniert oder sabotiert wird. Womöglich haben auch Vibrationen während des SpaceX-Raketenstarts dazu geführt, dass sich die Antennen der Spionagesatelliten in »Sarah« verklemmt haben.
Ab 2034 will die Bundeswehr das Projekt »Sarah Nachfolge« mit abermals neuen Spionagesatelliten beginnen. Die Firmen Airbus und OHB wurden hierzu mit Konzeptstudien beauftragt, derzeit befindet sich das Vorhaben aber noch in der Planungsphase.
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