- Berlin
- Wohnen
Vonovia übergeht Mieten-Bündnis
Mieterhöhungen über 15 Prozent für 40 000 Wohnungen angekündigt
Der Wohnungskonzern Vonovia erhöht für 40 000 Wohnungen in Berlin die Miete. Dabei reizt das Unternehmen offenbar die gesetzlichen Grenzen für Mieterhöhungen – 15 Prozent in drei Jahren – voll aus. Zuerst hatte die »B.Z.« berichtet.
Vonovia hat sich als Teil des »Bündnisses für bezahlbare Mieten und Wohnungsneubau« eigentlich zu Erhöhungen von maximal 11 Prozent bekannt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei von Vonovia darüber informiert worden, dass das Thema nach der Sommerpause im Bündnis hätte thematisiert werden sollen, erklärte Senator Christian Gaebler (SPD). Eine Umsetzung der bei der Gründung des Bündnisses vom Bund erwarteten Absenkung der Erhöhungsgrenze von 15 auf 11 Prozent sei nicht absehbar, habe Vonovia mitgeteilt. »Wir bedauern es sehr, wenn es jetzt schon vor einer möglichen Verständigung im Bündnis zu Mieterhöhungsverlangen kommt«, sagte Gaebler.
Zur Berechnung von Mieten sei der Mietspiegel nach wie vor »die beste Richtschnur«, erklärte Vonovia-Sprecher Christoph Metzner »nd«. Die jetzt eingetretene Änderung orientiere sich an der zu erwartenden Bundespolitik und sei im Geiste des Bündnisses, sagte Metzner. Im Gegenzug sollen WBS-berechtigte Haushalte nicht mehr 30, sondern nur noch maximal 27 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen müssen.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Nach dem Ausscheren von Covivio und Adler ist Vonovia der letzte private Konzern im Bündnis, das dem Senat seit jeher als Mittel gilt, um Mietentwicklungen in der Hauptstadt zu kontrollieren.
Mit den angekündigten Mieterhöhungen schlage Vonovia endgültig den Sargnagel ins Wohnungsbündnis, deutete die Abgeordnete Katrin Schmidberger für die Grünen-Fraktion den Vorgang. Es zeige sich, »dass es ein Wohnungswirtschaftsgesetz auf Landesebene braucht, das alle Wohnungsunternehmen gesetzlich verpflichtet, ihren Beitrag für eine soziale Wohnraumversorgung zu leisten«, erklärte Schmidberger. Ähnliche Kritik äußerten Die Linke und Mieterorganisationen.
Mit Blick auf die Immobilienbranche hatte Vonovia-Chef Rolf Buch zuletzt weitere Insolvenzen prognostiziert. Sein Unternehmen habe aber auch durch Verkäufe an das Land Berlin die schwerste Zeit überstanden. Eine Durchschnitts-Vonovia-Wohnung hat 64 Quadratmeter. Der Mietpreis für einen solchen beläuft sich auf 7,67 Euro.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.