Bundeswehr rekrutiert Tausende Minderjährige

Auch 17-Jährige dürfen zur Bundeswehr, allein im vergangenen Jahr kamen fast 2000 von ihnen zum Bund. Die Linke kritisiert das scharf

  • dpa/nd
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Bundeswehr rekrutierte im vergangenen Jahr 1996 Menschen, die noch nicht volljährig waren.
Die Bundeswehr rekrutierte im vergangenen Jahr 1996 Menschen, die noch nicht volljährig waren.

Die Bundeswehr hat in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 7681 Minderjährige rekrutiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Gruppe der Linken im Bundestag hervor. Ein Höchstwert wurde demnach im vergangenen Jahr mit 1996 Rekruten unter 18 Jahren verzeichnet. Insgesamt wurden 2023 nach Bundeswehrangaben 18 800 Soldatinnen und Soldaten eingestellt.

2022 hatte die Bundeswehr 1773 Minderjährige rekrutiert und damit rund 200 weniger als im vergangenen Jahr. 2021 waren es 1239 und 2020 rund 1150. 2019 hatte die Zahl bei 1705 gelegen.

Ein freiwilliger Dienst bei den deutschen Streitkräften ist mit Einverständnis der Eltern vom vollendeten 17. Lebensjahr an zulässig. Müssten Interessierte mit dem Beginn ihrer Ausbildung bis zum 18. Geburtstag warten, wären sie gegenüber gleichaltrigen Berufseinsteigern im zivilen Bereich benachteiligt, argumentiert die Bundeswehr. 17-jährige Soldatinnen und Soldaten würden aber grundsätzlich nicht in den Einsatz geschickt. Auch von Wachdiensten mit der Waffe sind sie demnach befreit.

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Für die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Nicole Gohlke, ist die Rekrutierung dennoch Anlass für Kritik: »Die Bundesregierung scheint den Schutz von Minderjährigen vor Militarisierung inzwischen völlig aufgegeben zu haben«, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die Linke verweist auch darauf, dass der UN-Kinderrechteausschuss ein Mindestalter von 18 Jahren für Rekruten fordert. In der Antwort der Bundesregierung heißt es, Deutschland sei zur Anhebung der Altersgrenze »vertraglich nicht verpflichtet«.

Gohlke rügte auch die regelmäßigen Auftritte von Jugendoffizieren in Schulen. Diese müssten politisch neutrale und sichere Orte und politische Bildung unabhängig und altersgerecht sein. »Diese bewusste und zunehmende Anwerbung Jugendlicher ist inakzeptabel«, sagte Gohlke.

Das Verteidigungsministerium weist den Vorwurf der Militarisierung auch im Zusammenhang mit Jugendoffizieren zurück. Diese stellten sich auch der Diskussion mit militärkritischen Positionen. »Die Jugendoffizierinnen und Jugendoffiziere betreiben keine Nachwuchswerbung«, heißt es in deren Jahresbericht. Dafür seien die Karriereberater der Bundeswehr zuständig. Die Jugendoffiziere sollen über militärische und sicherheitspolitische Grundsatzfragen und über Einsätze der Bundeswehr informieren und kommen auf Einladung in die Schulen.

Der Antwort des Verteidigungsministeriums zufolge waren Mitte Juli dieses Jahres 85 von 94 Dienstposten für Jugendoffiziere besetzt. Im vergangenen Jahr hielten sie an Schulen und Hochschulen insgesamt 3460 Vorträge und erreichten damit etwa 90 000 Schüler und Studenten.

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