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Kann ein Mensch einen Blitzschlag überleben?

Christian Klemm fragt nd-Wissenschaftsexperte Steffen Schmidt, wie gefährlich Unwetter für Menschen sind

Dr. Schmidt erklärt die Welt – Kann ein Mensch einen Blitzschlag überleben?

Im niedersächsischen Delmenhorst hat sich eine Familie bei einem Platzregen unter einen Baum gestellt. In einen Baum in der Nähe ist dann ein Blitz eingeschlagen; es gab mehrere Verletzte. Warum entlädt sich eigentlich Elektrizität, wenn sich am Himmel Wolken zusammenbrauen?

Wolken bestehen aus vielen winzigen Eiskristallen. Wenn die sich bei Turbulenzen aneinander reiben, laden sie sich elektrisch auf. Und da manche Wolken riesig sind, sind es dort Milliarden von Eiskristallen, die sich aufladen. Diese Elektrizität muss sich irgendwann entladen.

Das sind Millionen von Volt, die dann vom Himmel kommen?

Richtig. Die Entladung dauert in der Regel aber nur Bruchteile einer Sekunde.

Warum schlägt ein Blitz eigentlich in einen Baum ein?

Der Baum, in den der Blitz in Niedersachsen eingeschlagen ist, war wahrscheinlich etwas höher oder nasser als die neben ihm. Und er eignete sich offenbar besser zur Stromableitung in die Erde als der, unter dem die Familie stand.

Kann man sagen, dass Bäume Blitze anziehen?

So kann man das sagen. Alles, was aus der Ebene rausragt und einigermaßen elektrisch leitfähig ist, läuft Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden. Bäume, Kirchtürme …

Wenn bei uns in Berlin also ein Gewitter tobt, müssten ständig Blitze in den Fernsehturm einschlagen.

Rund um den Alexanderplatz schlägt er tatsächlich meist im Fernsehturm ein.

Wie gefährlich ist ein Blitzeinschlag für uns Menschen?

Die meisten Leute, die von einem Blitz getroffen werden, sterben nicht. Wir haben in Deutschland im Jahr durchschnittlich vier Tote und 110 Verletzte. Das ist nicht nichts, aber auch nicht besonders viel. Über mögliche Spätfolgen von Verletzungen ist allerdings recht wenig Verlässliches bekannt.

Verstehe ich nicht. Ein Blitzschlag ist doch mit einem elektrischen Stuhl vergleichbar.

Nein, ist er nicht. Der Strom fließt bei einem Blitzeinschlag nur sehr kurz, und oft genug geht er nicht durch den Körper wie bei der Hinrichtungsmethode, sondern durch die nassen Klamotten. So war es wohl auch in Delmenhorst. Dadurch sind Verbrennungen wahrscheinlich. Das ist in solchen Fällen eine der häufigsten Verletzungen. Mitunter aber kann der Blitz auch das Herz lahmlegen. Die Reanimation klappt jedoch oft.

Wenn der Blitz in Delmenhorst in den Nachbarbaum ging, hat dann der nasse Boden den Strom zu der Familie geleitet? Ein Feuerwehrmann hat das so oder so ähnlich behauptet.

Nein, wenn der Blitz erst mal geerdet ist, dann ist er weg. Ich meine, dass die Elektrizität vom Nachbarbaum auf die Menschen herübergesprungen ist. Die waren möglicherweise besser geerdet als der Baumstamm.

Apropos Erdung. Warum ist der sicherste Platz bei einem starken Gewitter das Auto?

Das ist ein Faradayscher Käfig, benannt nach dem englischen Physiker aus dem 19. Jahrhundert. Der hatte festgestellt, dass, wenn man sich in einem Raum befindet, der komplett von elektrisch leitfähigen Elementen umgeben ist, dann kann da draußen passieren, was will – das wird alles von dem Käfig abgeleitet.

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