Beaugrand siegt auf »magischer« Strecke

Die Französin gewinnt Gold im olympischen Dreikampf und schwärmt danach über die besondere Kulisse

  • Jirka Grahl, Paris
  • Lesedauer: 4 Min.
Ihrem Angriff auf dem letzten Kilometer konnte keine folgen: Die Französin Cassandre Beaugrand gewann den Triathlon in Paris.
Ihrem Angriff auf dem letzten Kilometer konnte keine folgen: Die Französin Cassandre Beaugrand gewann den Triathlon in Paris.

Das Wasser, das Wasser: Seit Monaten wird diskutiert, wie gefährlich die Keime in der Seine für die Athletinnen und Athleten bei den olympischen Triathlon- und Freischwimmwettbewerben sein könnten. Doch als es am Mittwochmorgen um 8 Uhr schließlich so weit war und die Triathletinnen endlich an der Pont Alexandre III in den Fluss sprangen, war jedenfalls für die deutschen Starterinnen nicht die Wasserqualität das Problem. Nein, die größten Auswirkungen hatten, neben der tückischen Strömung der Seine, die regennassen Straßen: Etliche Triathletinnen stürzten auf dem zweiten Teilstück, so auch die beiden deutschen Medaillenkandidatinnen Lisa Tertsch und Laura Lindemann. Die Siegerin kam, wie von den Gastgebern erhofft, aus Frankreich: Mitfavoritin Cassandre Beaugrand gewann nach 1:54:55 Stunden.

Es hatte die Nacht zuvor ordentlich geschüttet. Als die Triathletinnen sich auf die Strecke machten, hatte der Regen gerade erst ausgesetzt. 1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen: Die Streckenführung des Wettbewerbs war spektakulär. Nach dem Schwimmen ging es am Seineufer entlang mitten durch die erwachende französische Hauptstadt, auf dem Rennrad über die Champs-Élysées und zur Nationalversammlung, dann zurück zur Ponte Alexandre III, mit Blick auf das Grand Palais auf der einen und den Invalidendom auf der anderen Seite.

Ein perfekt eingeteiltes Rennen

Die Sonne strahlte flirrend durch Platanen und Kastanien, die Pfützen verdunsteten dampfend. Olympiatouristen spazierten durch diesen beinahe tropischen Morgen, etliche Fahrradpendler stiegen auf dem Weg ins Büro ab und gesellten sich zu den Zuschauern an den Absperrungen. Gemeinsam jubelten sie den Athletinnen zu. »Die Zuschauer haben uns voll über die Strecke getragen«, sagte Laura Lindemann später. »Superschön!« Und für die Siegerin war es sowieso traumhaft: »Es war magisch, die beste Route seit Langem«, schwärmte Weltranglistendritte Cassandre Beaugrand nach dem Rennen. »Ich weiß, dass das alle Starterinnen so empfinden.«

Die 27-Jährige, die in Großbritannien lebt, hatte ihr Rennen perfekt eingeteilt: Als Sechste war sie aus dem Wasser aufs Rad umgestiegen, 27 Sekunden hinter der führenden Tokio-Olympiasiegerin Floria Duffy aus Irland. Schnell fand sich eine neunköpfige Verfolgergruppe, die Duffy schließlich nach zwei von drei Radrunden eingesammelt hatte. Auf der 10-Kilometer-Laufstrecke bildete sich dann eine Vierergruppe, aus der heraus die Französin auf dem letzten Kilometer angriff. Ihrem Antritt konnte keine Konkurrentin folgen, und so lief sie als alleinige Führende über die Ziellinie auf der Alexandre-III-Brücke. Im Ziel brach sie zusammen und weinte. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Beaugrand. »Ich möchte, dass mich jetzt jemand kneift.«

Deutsche hoffen auf den Teamwettbewerb

Silber ging an die Schweizerin Julie Derron, Bronze an Beth Potter aus Großbritannien. Die Deutschen indes müssen nun auf den Teamwettbewerb in der kommenden Woche warten: »Jetzt müssen wir die Medaille in der Staffel holen« versuchte sich Laura Lindemann in Zweckoptimismus. Ihren Sturz muss sie so schnell wie möglich abhaken. Erklären kann sie sich ihn nicht: »Ich bin einfach weggerutscht, es ging superschnell. Um die Medaillen kann man nach so einem Sturz nicht mehr mitlaufen.«

In Sachen Wasserqualität habe sie keine Bedenken gehabt, sagte Lindemann: »Wenn der Verband sagt, die Werte sind okay, dann verlasse ich mich darauf. Die Strömung war dann mehr ein Thema für mich!« Ähnlich sah es auch Nina Eim aus Itzehoe, die als 12. ins Ziel gekommen war: »Ja, die Strömung war stark, besonders um die Bojen herum.« Aber sie habe genau diese Situation zu Hause in Schleswig-Holstein gezielt trainiert. »Wir haben auch einen Fluss, die Stör, da habe ich viel trainiert.« Auf die Frage, ob die Debatte um die Sauberkeit der Seine dem Image des Triathlons abträglich war, sagte Eim: »Wir haben auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit bekommen!«

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