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Landwirte in Brandenburg fahren weniger Getreide ein
Brandenburgs Agrarminister verspricht den Obstbauern einen finanziellen Ausgleich für Frostschäden
Mitten durch die Peitzer Fischteiche hindurch führt der Spreeradweg auf einen von Bäumen umsäumten, schattigen Abschnitt. Nicht weit von hier entfernt liegt Turnow-Preilack in sengender Hitze. Hier legte der Brandenburger Bauernverband am Mittwoch die diesjährige Erntebilanz vor. Demnach haben die Landwirte des Bundeslandes im laufenden Jahr 2,1 Millionen Tonnen weniger Getreide eingefahren als im vergangenen Jahr. Das Minus beträgt elf Prozent.
Am schlimmsten aber erwischte es die Obstbauern. Ihnen widerfuhr, was auch Kleingärtner erleben mussten. Nachdem die Obstbäume schon geblüht hatten, gab es im April noch Frost – und dann wachsen weniger oder gar keine Äpfel und Kirschen.
»Ernten sind immer wetterabhängig, das ist allen klar«, reagiert Agrarminister Axel Vogel (Grüne), der bei der Präsentation der Erntebilanz in Turnow-Preilack ebenfalls am Tisch sitzt. »In diesem Jahr allerdings musste der Obstanbau am heftigsten die Folgen des Wetters spüren: Durch unerwarteten Frost im Frühjahr sind bei vielen Kulturen immense Ernteeinbußen festzustellen – teilweise fielen ganze Ernten aus. Wir haben daher in den Gesprächen mit den Obstbauern finanzielle Unterstützung für die betroffenen Betriebe zugesagt.« Die Richtlinie »Frosthilfen 2024« sei in der rot-schwarz-grünen Landesregierung abgestimmt. »Sie geht in Kürze an den Start«, verspricht der Agrarminister. »Wir stellen sieben Millionen Euro zum Ausgleich der Schäden zur Verfügung.« Es sei ein Fördersatz bis zu 80 Prozent vorgesehen. Das bedeutet, die Obstbauern bekämen dann bis zu 80 Prozent ihrer finanziellen Einbußen ersetzt. Außerdem habe der Bund bei der EU eine Krisenhilfe beantragt, erläutert Vogel. Hier stehe die Entscheidung der EU-Kommission noch aus. Ziel sei eine weitestgehende Auszahlung der Mittel noch in diesem Jahr.
»Ernten sind immer wetterabhängig, das ist allen klar. In diesem Jahr allerdings musste der Obstanbau am heftigsten die Folgen des Wetters spüren.«
Axel Vogel Agrarminister
Klar sei aber auch, dass vor dem Hintergrund der immer spürbareren Auswirkungen des Klimawandels nicht alle paar Jahre solche Hilfen gezahlt werden können, erklärte Minister Vogel. Deshalb setze man darauf, dass die Landwirtschaftsbetriebe Maßnahmen ergreifen. »Das Land unterstützt sie dabei und fördert beispielweise den Bau von Regen- oder Wasserrückhaltebecken oder Technik zur Frostschutzberegnung. Ebenfalls werden wir Mehrgefahrenversicherungen im Obst- und Gartenbau unterstützen.«
Dass dieses Jahr nur eine unterdurchschnittliche Getreideernte eingefahren werden konnte, hat nach Einschätzung des Agrarministeriums verschiedene Ursachen: In manchen Regionen habe Starkregen zu angestauter Nässe geführt. Zudem habe die Trockenheit in der Blütephase den Kulturen zu schaffen gemacht. Nach Aussage von Landesbauernpräsident Henrik Wendorff im RBB-Inforadio ist aber nicht allein die Witterung verantwortlich. Deutschlandweit gebe es immer weniger Getreidefelder. Es werde stattdessen mehr Tierfutter angebaut, weil die EU mehr Vielfalt auf dem Acker fordere. »Das geht natürlich zulasten des Getreideanbaus, zumal wir auch mehr Flächenstilllegungen im Land haben.« Das Minus von 2,1 Millionen Tonnen bei der Getreideernte sei kein Anlass, sich übermäßig Sorgen zu machen.
»Wir starteten mit guten Beständen in das Erntejahr 2024«, hatte Bauernpräsident Wendorff vor drei Monaten zum Auftakt der Getreideernte gesagt. »Allerdings bleiben die ersten Ertragsmeldungen der bereits eingefahrenen Wintergerste hinter unseren Erwartungen zurück«, verriet er da schon. »Die harten Spätfröste Ende April haben hier ihre Spuren hinterlassen. In den weiteren Hauptkulturen Raps, Roggen, Weizen hatten wir mit starkem Schädlingsdruck oder den Folgen von zu viel Feuchtigkeit zu kämpfen.« In den nächsten Wochen gelte es also, die besten Erntezeitpunkte abzupassen. Mit dpa
- Bei Leguminosen, also den Hülsenfrüchten, zu denen Erbsen, Lupinen und Sojabohnen gehören, wurde dieses Jahr in Brandenburg eine leicht überdurchschnittliche Ernte eingefahren und auch die Anbaufläche hat sich von 24 000 Hektar im vergangenen Jahr auf jetzt 31 700 Hektar vergrößert.
- Das 19. Brandenburger Dorf- und Erntefest wird mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Drachhausen im Landkreis Spree-Neiße gefeiert. Es beginnt am 13. September um 18.30 Uhr und endet am 15. September um 17.30 Uhr.
- Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg rechnet für 2024 mit der schlechtesten Apfelernte seit 1991. Es sei von einer Menge von nur 3200 Tonnen auszugehen. 2023 wurden noch 18 200 Tonnen geerntet. Der Ertrag je Hektar beläuft sich für 2024 auf lediglich 41 Dezitonnen Äpfel. Das liegt weit unter dem sechsjährigen Mittel von 261 Dezitonnen je Hektar. af
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