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Gute Ausländer, schlechte Ausländer

In Thüringen fühlen sich ausländische Fachkräfte nicht mehr sicher. Könnte das etwa am ressentimentgetriebenen Thüringer liegen?

Rorschach-Test für Thüringer*innen: Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen.
Rorschach-Test für Thüringer*innen: Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen.

Folgendes berichtet der MDR: »Etwa jeder vierte Arzt und jede vierte Ärztin in den Thüringer Krankenhäusern kommt aus dem Ausland.« Zurzeit »kümmern sich 1700 ausländische Ärzte um die Gesundheit der Thüringerinnen und Thüringer – und das vor allem auch im ländlichen Raum«. In keinem anderen deutschen Bundesland ist der Anteil der Mediziner, die keine Bio-Deutschen sind, so hoch. Die meisten der Ärzte stammen aus Syrien. Hinzu kommen 2600 Pflegefachkräfte aus dem Ausland. Nicht wenige dieser Menschen erwägen gegenwärtig, wie es nun plötzlich heißt, in ein anderes, von ihnen als »sicherer« empfundenes Bundesland zu ziehen, in dem der Anteil an, sagen wir: nationalbewussten Wählern in der Bevölkerung geringer ist. Das ist einigermaßen verstörend.

Ich bin mir nicht sicher, ob, um einer besseren Zukunft willen, nicht auch einmal die überzogenen Ansprüche und die mangelhafte Anpassungsfähigkeit vieler Migranten zum Thema gemacht werden müssten. Es mag ja vielleicht ein bisschen verständlich sein, dass eine slowakische Ärztin oder ein indischer Krankenpfleger von Patienten, die sich beim Hitlergrußzeigen den Arm schlimm in der Fahrstuhltür eingeklemmt haben, in der Notaufnahme nicht mit »Na, du dreckiger Untermensch?« begrüßt werden wollen. Doch gälte es in solchen Fällen nicht, auch einmal ein Auge zuzudrücken? Muss einem Kranken oder Schwerverletzten gegenüber, der unter Umständen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht hat, immer gleich die Rassismuskeule ausgepackt werden?

Man kann ja nun nicht jeden vermeintlichen Ausländer und jede Ausländerin, die man zusammenschlagen will, vorher fragen: »Sind Sie Arzt oder Pflegefachkraft?«

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Immer wieder kommt es zu solchen Fehlinterpretationen im Hinblick auf Einwohner des traditionsbewussten kleinen Bundeslands: Schnell werden Einheimische zu Unrecht als unterbelichtete Hinterwäldler verspottet oder als »Nazis« verunglimpft, nur weil eine Handvoll Wahlberechtigte mit Verunsicherung und Orientierungslosigkeit zu kämpfen hat. Dabei hat ein nicht unerheblicher Teil der indigenen Thüringer sich in den vergangenen Tagen wiederholt bemüht zu betonen, dass es ja nicht die syrischen, rumänischen oder ukrainischen Ärzte seien, die man loswerden und abschieben wolle, sondern nur die – hmm, wie sagt man das jetzt? – also … die Syrer, Rumänen und Ukrainer, die keine Ärzte seien.

Nun, wie dem auch sei: Vorerst praktizieren viele nicht-bio-deutsche Mediziner noch in Thüringen. Und der patriotisch wählende Anteil der autochthonen Thüringer Bevölkerung wird ja vorerst auch nicht verschwinden. Wie also mit der Situation umgehen? Man kann ja nun nicht jeden vermeintlichen Ausländer und jede Ausländerin, die man zusammenschlagen will, vorher fragen: »Sind Sie Arzt oder Pflegefachkraft?« Seien wir ehrlich: So kommen wir vermutlich nicht weiter. Und wer weiß schon, ob der oder die so Befragte nicht vielleicht lügt und den weißen Kittel mit dem Namensschildchen nur zum Selbstschutz trägt? Man unterschätze nie die Tücke dieser Sorte Leute.

Die gute Kolumne

Thomas Blum ist grundsätzlich nicht einverstanden mit der herrschenden sogenannten Realität. Vorerst wird er sie nicht ändern können, aber er kann sie zurechtweisen, sie ermahnen oder ihr, wenn es nötig wird, auch mal eins überziehen. Damit das Schlechte den Rückzug antritt. Wir sind mit seinem Kampf gegen die Realität solidarisch. Daher erscheint fortan montags an dieser Stelle »Die gute Kolumne«. Nur die beste Qualität für die besten Leser*innen! Die gesammelten Texte sind zu finden unter: dasnd.de/diegute

Es bleibt jedenfalls schwierig. Was von den Medien totgeschwiegen wird: Oft ist die extreme Empfindlichkeit und Dünnhäutigkeit vieler Zuwanderer für Missverständnisse und Handgreiflichkeiten verantwortlich. So kommt es beispielsweise nicht selten vor, dass der eine oder andere Ausländer, auf den man trifft, zum Beispiel im Restaurant, bizarre Verhaltensauffälligkeiten an den Tag legt: Er will keinen Blutwurz trinken, womöglich auch keinen Schmöllner Mutzbraten essen und wird aus heiterem Himmel aggressiv, nur weil man ihm erklären will, wie man Besteck benutzt.

Auch wenn man im Supermarkt beim Anblick eines dunkelhäutigen oder südländisch/orientalisch aussehenden Menschen (der sich ja leider meist nicht sofort auf Zuruf als Arzt/Pflegefachkraft zu erkennen gibt, da fängt das Problem ja schon an) beiläufig Affengeräusche macht, zeigen sich viele der so scherzhaft und nach Landessitte Gegrüßten als humorlos und intolerant gegenüber den einheimischen Thüringern. Rasch macht dann das oft missbrauchte Schlagwort von der »ausländerfeindlichen Diskriminierung« die Runde. Ein einziger Irrtum, eine einzige Fehleinschätzung seitens eines desorientierten Migranten genügt, und – schwupps – schon ist man als Thüringer stigmatisiert.

Immer wieder kommt es zu schrillen, alarmistischen Tönen von Nicht-Thüringern, die die heimatbewusste Region mit ihren festlichen Fackelmärschen in ein schlechtes Licht rücken wollen. Mit klangvollen Angstvokabeln wird das von den Medien befeuert: »Alltagsrassismus«, »Neonazis«. Und das alles nur, weil der eine oder andere sich hie und da mit engagierten Demokratieskeptikern auseinandersetzen muss oder im Dunkeln versehentlich mit dem Kopf unglücklich gegen ein Paar Fäuste läuft.

Sicher ist jedenfalls: Es müsste, um alltägliche Konflikte zu vermeiden und das instabile gesellschaftliche Klima nicht noch weiter zu beeinträchtigen, vor allem darum gehen, das Aufeinandertreffen von eingeborenen Thüringern und den Kameltreibern auf ein Minimum zu beschränken (Ärzte und Pflegekräfte immer ausgenommen, versteht sich).

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