- Politik
- Linkspartei
Linke: Janis Ehling will Bundesgeschäftsführer werden
Parteivorstandsmitglied gibt Kandidatur bekannt und will innerparteilich vermitteln
Die Geschäftsführung des Linke-Bundesverbandes ist kein Posten, um den sich viele Mitglieder der Partei reißen. Denn in diesen Zeiten, die auch innerhalb der gesellschaftlichen Linken extrem konfliktgeladen sind, ist er besonders nervenaufreibend. Und er ist aktuell eigentlich vakant, denn Tobias Bank, der im Juni 2022 in dieses Amt gewählt worden war, hatte bereits im Januar dieses Jahres hingeschmissen. Seither üben es die Vizevorsitzenden Katina Schubert und Ates Gürpinar kommissarisch aus.
Doch jetzt hat sich der erste Bewerber gefunden: Janis Ehling stellt sich auf dem Bundesparteitag Mitte Oktober zur Wahl. Das teilte er »nd« am Mittwoch mit und veröffentlichte eine Erklärung dazu am Nachmittag auch auf Facebook und X. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal für das Amt kandidiert, war aber Tobias Bank unterlegen. In den Bundesvorstand der Partei wurde er aber wiedergewählt. Er gehört dem Gremium mit einer Unterbrechung bereits seit 2015 an. Der 39-Jährige engagiert sich in der Strömung Bewegungslinke und ist unter anderem Vizechef der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.
Der gebürtige Rostocker ist im Osten Berlins aufgewachsen. Studiert hat er in Marburg: Politikwissenschaften, Philosophie und Geschichte. Und er glaubt, dass er im »Maschinenraum« der nach zahlreichen Wahldebakeln darniederliegenden Partei am richtigen Platz wäre. Er will helfen, sie wieder aufzurichten und »zermürbende« in konstruktive interne Debatten zu überführen. Selbstkritisch sei zu sagen, dass Die Linke »aufgrund taktischer Überlegungen wahlkampfentscheidende Themen wie Frieden und Migration nach hinten gestellt« habe. Weil es nicht nur um die Partei, sondern um »grundlegende Verbesserungen für alle, bei Mieten, Gesundheitsversorgung, Renten, guter Arbeit und einer sicheren Zukunft« gehe, müsse man dazu Klarheit und Konsens finden. Dafür brauche sie Solidarität, »Zusammenhalt und Leidenschaft«. Um wieder mehr Gehör zufinden, müsse sie auch »mehr zuspitzen und austeilen, gegen die Ampel, gegen Kriegstreiberei, gegen die Großunternehmen und die Milliardäre in diesem Land«. Nicht zuletzt, weil die amtierende Berliner Koalition »zum Wegbereiter einer rechtskonservativen Regierung geworden« sei.
Als Geschäftsführer will sich Ehling »dafür einsetzen, dass wir die Fragen von Arbeit und Gewerkschaft im 21. Jahrhundert, aber auch die Fragen von Frieden und Sicherheitspolitik, Umwelt- und Klimaschutz, Stadt und Land bearbeiten«. Er will »Brücken bauen« zwischen den Strömungen der Partei, zwischen Basis und Parteispitze. Für ihn, betont er, wäre all das »nicht nur eine Bürde, sondern eine Ehre«.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!