Übernahme der Deutsche Wochnen: Vonovias Taschenspielertricks

Der umstrittene Wohnungskonzern Vonovia sorgt mit Steuertricks für Kritik

Macht aus ihrer steuervermeidenden Unternehmensführung kein Geheimnis: die europäische Aktiengesellschaft Vonovia
Macht aus ihrer steuervermeidenden Unternehmensführung kein Geheimnis: die europäische Aktiengesellschaft Vonovia

Durch Anpassungen in der Firmenstruktur umgeht Vonovia Steuerzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro. Die hätte der Wohnungskonzern eigentlich als Grunderwerbsteuer abdrücken müssen, denn das Unternehmen mit Sitz in Bochum will seinen Anteil an der Deutsche Wohnen (DW) auf 100 Prozent ausbauen und darüber hinaus die Aktie der DW von der Börse nehmen.

»Es soll eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht, die Zahlungen einer Grunderwerbsteuer zu vermeiden«, hatte ein Vonovia-Sprecher bereits im September gegenüber dem »Handelsblatt« erklärt. Wie der »Tagesspiegel« nun berichtet, gründet der Bochumer Immobilienriese dafür ein Joint Venture mit dem US-amerikanischen Beteiligungsunternehmen Apollo.

Normalerweise muss beim Kauf von Immobilien Grunderwerbsteuer gezahlt werden. Umgangen wird das durch sogenannte Share Deals, bei denen Anteile an Immobilien besitzenden Unternehmen gekauft werden. Die Steuer wird dennoch fällig, wenn mehr als 90 Prozent des Unternehmens erworben werden. Vonovia hatte daher 2021 bewusst nur 87 Prozent an der DW erworben und dafür 19 Milliarden Euro bezahlt.

»Es soll eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht, die Zahlungen einer Grunderwerbsteuer zu vermeiden.«

Sprecher der Vonovia SE

Um nun erneut unter der 90-Prozent-Schwelle zu bleiben, hat das Unternehmen laut »Tagesspiegel« gegen eine Zahlung von mehr als einer Milliarde Euro 20 Prozent seiner Deutsche-Wohnen-Anteile in das Joint Venture eingebracht. Dadurch sinkt der Eigenanteil der Vonovia an der DW auf 67 Prozent und würde selbst bei Erwerb der restlichen DW-Anteile unter 90 Prozent bleiben. Dem Land Berlin entgehen so mehrere Hunderte Millionen Euro. Mit 113 000 befindet sich die Mehrheit der 150 000 Wohnungen der Deutsche Wohnen in Berlin.

Vonovias steuervermeidendes, aber auch legales Verhalten entrüstet viele Landespolitiker. Der Linke-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg bezeichnete es gegenüber dem »Tagesspiegel« als unfassbaren Betrug an Staat und Steuerzahler. Er forderte die Staatsanwaltschaft auf, zu prüfen, ob ein strafrechtlicher Anfangsverdacht vorliegt. Kritik kam auch von der schwarz-roten Koalition. Die SPD sehe sogenannte Share Deals kritisch, bei denen nicht ganze Immobilien, auf die Steuern zu zahlen wären, sondern Firmenanteile erworben werden, sagte Torsten Schneider (SPD). Er fügte aber hinzu, dass Vonovia mitunter zur Umgehung von Steuerzahlungen verpflichtet sei, da sie im Interesse der Aktionäre handeln müsste.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.