Migration: Rechtsruck wird offizielle EU-Politik

Martin Ling über die Frage der Migration beim Gipfel in Brüssel

Vorbild Italien mit seinem Abschiebezentrum in Albanien? Eine Gruppe von Bürgerrechtlern versammelt sich aus Protest, nachdem die erste Gruppe von Migranten in Albanien eingetroffen ist, in der Nähe eines Banners, auf dem der albanische Premierminister Edi Rama (L) und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni abgebildet sind.
Vorbild Italien mit seinem Abschiebezentrum in Albanien? Eine Gruppe von Bürgerrechtlern versammelt sich aus Protest, nachdem die erste Gruppe von Migranten in Albanien eingetroffen ist, in der Nähe eines Banners, auf dem der albanische Premierminister Edi Rama (L) und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni abgebildet sind.

Es ist ein Trauerspiel sondergleichen: Die Europäische Union schreibt sich auf ihre Fahnen und hat es im Vertrag von Lissabon sogar fixiert, dass sie »zur Solidarität und gegenseitigen Achtung der Völker, zu freiem und fairem Handel, zur Beseitigung der Armut und zum Schutz der Menschenrechte« ihren Beitrag leisten will. Die EU-Migrations- und Handelspolitik spottet all diesen Vorsätzen in zunehmendem Maße.

Der EU-Gipfel in Brüssel belegt dies einmal mehr: »Die Europäische Union ruft auf allen Ebenen zu entschlossenem Handeln auf, um Rückführungen (…) zu erleichtern und zu beschleunigen«, heißt es in der Gipfelerklärung. Erwogen werden Abschiebezentren und nach internationalem Recht illegale Pushbacks an der polnischen Grenze zu Belarus. Schon bisher sind illegale Pushbacks geleugnete Praxis in der EU, angefangen bei der griechischen Küstenwache.

Italiens ultrarechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gibt den Kurs bei der Migrationspolitik vor, der deutsche Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ducken sich dahinter weg, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowieso.

Die EU setzt auf mehr Abschottung denn je statt reguläre und sichere Migrationswege zu schaffen. Fluchtursachen beseitigen bleibt Fehlanzeige. Das Konzept dafür gibt es: »Stopp von schädlichen Exporten nach Afrika; vom Freihandel zum fairen Handel, Förderung wirtschaftlicher Strukturen und gezielter Aufbau von Wertschöpfung vor Ort«. Doch der Vorsatz des deutschen Entwicklungsministeriums steht ebenso nur auf dem Papier wie die Vorsätze der EU.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.