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Waldbrände als Gesundheitsrisiko
Die Klimaerwärmung führt indirekt zu einer stärkeren Feinstaubbelastung der Luft
Weltweit hat in den letzten 20 Jahren die Heftigkeit der Waldbrände zugenommen, wenn auch nicht unbedingt die verbrannte Fläche. Besonders betroffen sind Australien, Südamerika, Sibirien und der Westen Nordamerikas, aber auch Südeuropa erlebt immer wieder verheerende Waldbrände. So zum Beispiel Griechenland, wo im August 2023 einer der schlimmsten Brände in der jüngeren Geschichte des Landes wütete. 966 Quadratkilometer Wälder, Buschland, Olivenhaine und Weinberge verbrannten.
Eine der Ursachen ist der Klimawandel. Anfang dieser Woche erschien im Fachblatt »Nature Climate Change« eine Studie, die seinen zunehmenden Einfluss auf die Brände von Wäldern und Savannen belegt, auch wenn die jeweiligen Auslöser vielfältig sind. Manchmal ist es Brandstiftung, manchmal der Leichtsinn weggeworfener Zigarettenkippen. Schadhafte elektrische Leitungen können die Ursache sein oder auch landwirtschaftliche Maschinen, die auf trockenen Feldern Funken schlagen.
Die Auslöser sind also nicht neu, aber sie treffen auf trockenere Bedingungen, in denen sich das Feuer besser und rascher ausbreiten kann. »Unsere Studie zeigt, dass, sobald Brände auftreten, der Einfluss des Klimawandels mit trockeneren und wärmeren Wetterbedingungen immer bedeutsamer wird«, erklärt Chantelle Burton, die am britischen Met Office Hadley Centre forscht und eine der Hauptautorinnen der genannten Studie ist. Für die Arbeit, an der auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung beteiligt waren, wurden globale Modelle für das Zusammenspiel aus Feuer, Wasserhaushalt und Vegetation durchgerechnet. Heraus kam beim Vergleich mit einem Szenario ohne Klimawandel, dass dieser die weltweit verbrannte Fläche von 2003 bis 2019 um 15,8 Prozent vergrößert hat.
Darauf aufbauend hat eine weitere, an gleicher Stelle veröffentlichte Studie untersucht, welche Auswirkungen die Waldbrände auf die Gesundheit haben. Immerhin werden durch sie gewaltige Mengen Ruß und Asche erzeugt und aufgewirbelt, die als Feinstaub dem Menschen gefährlich werden können. Die Untersuchung konnte zeigen, dass die feuerbedingten Todesfälle durch Luftverschmutzung von 46 401 pro Jahr in den 1960er Jahren auf 98 748 in den 2010er Jahren zugenommen haben. Davon ließen sich in den 1960ern 669 pro Jahr und im vergangenen Jahrzehnt mehr als 12 500 pro Jahr dem Klimawandel zuordnen. »Unsere Forschung verdeutlicht, dass der Klimawandel zunehmend eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellt, da Rauch häufiger auch dicht besiedelte Gebiete trifft«, meint Hauptautorin Chae Yeon Park, vom Japanischen Nationalinstitut für Industrie- und Wissenschaftstechnologie.
In Kuala Lumpur oder Singapur auf der malaiischen Halbinsel kann man seit Langem ein Lied von der dicken Luft singen. Dort leiden die Menschen immer wieder unter dem Rauch der Brände, die Plantagenbesitzer auf der benachbarten indonesischen Insel Sumatra legen. Auf Sumatra herrschen allerdings noch relativ feuchte Bedingungen, sodass größere Waldbrände nur entstehen, wenn Menschen nachhelfen.
In vielen anderen Regionen begünstigt hingegen extreme Trockenheit in Folge des Klimawandels die Ausbreitung von Feuer. Eine dritte Studie, die bereits letzte Woche im Fachblatt »Science« erschien, zeigt, dass diese Regionen meist – anders als Sumatra – außerhalb der Tropen liegen. Ihr Ergebnis: In den gemäßigten Breiten hat die Feinstaubbelastung durch die Feuer exponentiell zugenommen, wofür der Klimawandel verantwortlich sei. In den Tropen ist hingegen, wie eben auf Sumatra, hauptsächlich der Mensch für das Ausmaß der Brände verantwortlich. Die Autoren warnen ausdrücklich davor, dass die wachsende Feueraktivität in den gemäßigten Breiten die Speicherfunktion der Wälder infrage stellt. Noch entziehen diese netto der Atmosphäre das Treibhausgas CO2. In den Bränden wird es allerdings wieder freigesetzt, und auch extreme Trockenheit kann dafür sorgen, dass der Wald eher zur CO2-Quelle wird. Letzteres hatte kürzlich für die hiesigen Wälder die Bundeswaldinventur gezeigt.
»Der Klimawandel stellt zunehmend eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.«
Chae Yeon Park Klimaforscherin
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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