Aufschlussreiches Abwasser

Das in der Pandemie installierte Abwassermonitoring informiert noch bis Jahresende über Viruslasten

Eine Mitarbeiterin untersucht an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor Abwasserproben.
Eine Mitarbeiterin untersucht an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor Abwasserproben.

Während der Corona-Pandemie wurde in Deutschland ein bundesweites Abwassermonitoring (abgekürzt Amelag) eingeführt. Im Oktober 2022 kam der Pandemieradar, zu dem das Monitoring gehört, in das Infektionsschutzgesetz. Mit dem Nachweis der Viruslast im Abwasser sollte und konnte die epidemiologische Lage besser bewertet werden. Aber die Finanzierung des Projekts läuft zum Jahresende aus. Dagegen richtet sich eine Petition, die an diesem Freitag dem Bundesgesundheitsministerium übergeben wird.

Die Bittschrift fand einige Tausend Unterstützer, zu Teilen unter Menschen, die an Long- oder Post-Covid erkrankt sind oder waren. Gefordert wird eine weitere Finanzierung aus Bundesmitteln. In Bezug darauf stellt das Projekt eine Ausnahme dar, da die Abwasserüberwachung in Deutschland eigentlich Ländersache ist. Für die Anfangsinvestitionen des Monitorings wurden vom Bund 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, für den Weiterbetrieb könnten laut Robert-Koch-Institut (RKI) kaum etwas mehr als 5 Millionen Euro pro Jahr nötig sein.

Unter anderem vom RKI wird die Weiterführung des Amelag für sinnvoll gehalten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht das ähnlich, setzt aber wohl eher auf die Kostenübernahme durch Länder bzw. Kommunen. Die Finanzierung durch den Bund könnte eventuell in der Bereinigungssitzung des Bundeshaushaltes Mitte des Monats erreicht werden. Die Wahrscheinlichkeit erscheint allerdings nicht sehr hoch, selbst bei den an sich geringen Kosten.

Der Nutzen des Monitorings dürfte durch die Ausdehnung auf Influenzaviren ab Ende Oktober sogar noch einmal gestiegen sein. Die Grippeerreger wurden im Hintergrund schon seit einem Jahr erfasst, was es jetzt ermöglicht, sowohl ihre Verbreitung als auch die von Coronaviren in der vergangenen Saison zu vergleichen.

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Ein deutliches Bekenntnis zur Fortsetzung des Monitorings gibt es bislang nur aus Bayern. Dort entschied man sich im Herbst, als Bundesland mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag in die Finanzierung einzusteigen. Mit diesem Geld können Proben aus Kläranlagen an 30 Standorten im Freistaat entnommen werden. Diese werden vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersucht. Erfasst wäre damit die Infektionslage bei 30 Prozent der bayerischen Bevölkerung. Auch in Bayern werden die Proben in diesem Jahr nicht nur auf Sars-Cov-2, sondern auch auf Influenza-A- und -B-Viren untersucht.

Indessen gibt es auch andere Möglichkeiten, das Monitoring weiterzubetreiben. So stimmten die EU-Staaten in dieser Woche nicht nur Regelungen zu, nach denen sich Pharma- und Kosmetikfirmen künftig an der Abwasserreinigung in der EU beteiligen müssen. Darüber hinaus soll nämlich das Abwasser auch streng auf antibiotikaresistente Erreger, Mikroplastik und eben Viren überwacht werden.

Die Regeln müssen nun nur noch im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden und treten dann 20 Tage später in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an haben die EU-Mitgliedstaaten dann bis zu 31 Monate Zeit, um die neuen Regeln in ihren nationalen Rechtsvorschriften umzusetzen. Jedoch wäre es unter anderem aus Sicht der Unterzeichner der eingangs genannten Petition wenig sinnvoll, diesen Zeitraum auszureizen und bis zur Deadline 2027 eine Lücke im flächendeckenden Abwassermonitoring entstehen zu lassen.

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