- Politik
- Krise der Ampel
Jörg Kukies: Spindoktor im Scholz-Kabinett
Die Berufung von Jörg Kukies zum Finanzminister ist ein Weiter-so-Signal
Dafür, dass er Christian Lindner achtkantig aus dem Amt geworfen hat, erntete Olaf Scholz viele spontane Sympathiebekundungen. Die Ernennung von Jörg Kukies zum neuen Finanzminister sollte jedoch für Ernüchterung sorgen. Sie zeigt: Das Ressort soll stabil für wachsende Militäretats, die Finanzierung von immer mehr Waffenexporten und Hilfen für Konzerne sorgen. Kukies, als Staatssekretär schon lange wichtigster wirtschaftspolitischer Berater des Kanzlers, hat bereits in der Coronakrise die Unterstützung der deutschen Unternehmen koordiniert, freilich nicht bedingungslos.
Der 56-Jährige ist langjähriges SPD-Mitglied. Doch seit dem Jahr 2000 bestimmte er zunächst fast zwei Jahrzehnte die Geschicke des Geldhauses Goldman Sachs mit, seit 2010 als Manager von dessen Deutschland-Geschäft. Das Unternehmen hat einen kaum zu unterschätzenden Einfluss auf Politik und internationale Institutionen – nicht zuletzt auf alle Bundesregierungen seit 2008.
Olaf Scholz, damals selbst Finanzminister, machte Kukies bereits 2018 zum Staatssekretär in seinem Ressort. 2021 nahm er den gebürtigen Mainzer mit ins Kanzleramt. Auch dort Staatssekretär, ist er des Regierungschefs Mann für Wirtschaft und Finanzen und Chefunterhändler der Bundesregierung für Abschlussdokumente der G7- und G20-Gipfel.
Der 56-Jährige wuchs zetweilig im kalifornischen San José auf. Nach dem Abitur in Mainz studierte er an der Pariser Sorbonne Ökonomie. Es folgte ein postgraduales Studium an der Harvard Kennedy School der gleichnamigen US-Elite-Uni. Für Scholz dürfte Kukies der beste Mann sein, um schon mal die nächste GroKo unter Friedrich Merz vorzubereiten. Bereits 2018 pflegten beide gute Kontakte zum heutigen CDU-Chef, der damals noch Manager des Investmentkonzerns Blackrock war. Jana Frielinghaus
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!