- Kommentare
- Verbot der »Werbung« für Leben ohne Kinder
Russische Duma: Patriarchal aus Prinzip
Jana Frielinghaus über »Propaganda«-Verbote in Russland
Ob Kinder oder keine – entscheiden wir alleine! Der Slogan der feministischen Bewegung der 70er Jahre ist eine Ansage gegenüber allen Bestrebungen, Körper und Denken von Frauen zu kontrollieren. Doch obwohl Frauen mit der »Kinderfrage« heute selbstbewusster umgehen als damals: Mit teils aggressiv geäußerten Erwartungen des persönlichen Umfelds und der Gesellschaft sind sie hier wie anderswo, zum Beispiel in Russland, bis heute konfrontiert. Es gehört immer noch viel Kraft und Selbstsicherheit dazu, offen zu sagen, wenn man sich bewusst gegen Kinder entschieden hat. Andererseits beschließen viele eben einfach still und ohne viel Aufhebens, ob und wie viele Babys sie in die Welt setzen. Gefahren wie Kriege und Klimakrise, vor allem aber wirtschaftliche Gründe spielen dabei eine wesentliche Rolle. Daran werden auch übergriffige Gesetze wie jenes Verbot der »Propaganda« für ein Leben ohne Kinder nichts ändern, das diese Woche von der russischen Duma in zweiter und dritter Lesung verabschiedet wurde. Den Bevölkerungsrückgang werden die Abgeordneten so nicht aufhalten.
Aber sie haben gerade Frauen mal eben den Mund verboten. Und Verlage, Filmemacher, Vereine, die Frauen unterstützen, müssen zusätzliche Repressalien fürchten, denn das Gesetz sieht drakonische Geldstrafen vor. Es verschlechtert die gesellschaftliche Position von Frauen weiter, die seit Jahrzehnten die großen Verliererinnen der Entwicklung in der Russischen Föderation sind. Wobei sich viele von ihnen, das gehört zur Wahrheit, aktiv an der Reproduktion patriarchaler Verhältnisse beteiligen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.