Tempelhofer Feld: Blanker Horror für Liberale

Brachen wie das Tempelhofer Feld lösen liberale Panik aus, meint Julian Daum. Daher wollen sie es ständig bebauen.

Menschen sitzen auf dem Tempelhofer Feld. Die Grünflächen könnte für eine Randbebauung genutzt werden.
Menschen sitzen auf dem Tempelhofer Feld. Die Grünflächen könnte für eine Randbebauung genutzt werden.

Unbebaute Flächen. Ein Angstraum für liberale Seelen. Wann immer sie Orte sehen, die unbebaut sind, überkommt sie der existenzielle Horror: So viel brachliegendes Potenzial! Ungenutzte Fläche! Wert, den niemand schöpft!

Dieser Horror schien auch Olaf Scholz in den Kragen gekrochen zu sein, als er am Mittwoch über Wohnungsnot in Großstädten sprach. Vor seinem inneren Auge muss er das Feld gesehen haben. Ein ganzer Flughafen! Der da »gewissermaßen ungenutzt rumliegt«! Den müsse man bebauen, forderte er.

Dass die vermeintliche Leere von Menschen mit sehr viel Lebensqualität gefüllt wird, ist Liberalen ein gänzlich unsichtbares Phänomen. Zumindest ist es nicht der Grund, weshalb es sie gedanklich immer wieder zum Tempelhofer Feld zieht. Den Ort, von dem die Berliner*innen entschieden haben, dass sie ihn in Gänze als Naherholungsgebiet erhalten wollen.

Aber mit gemeinwohlorientierten Flächen lässt sich kein Geld verdienen. Die Bebauung gegen Wohnungsnot ist natürlich vorgeschoben. Versprochen wird sozialverträglicher Wohnungsbau. Am Ende stehen Bonzenbutzen an Orten, die einmal allen gehört haben. Man kennt es. Oder die Vorhaben werden gar nicht erst vollendet. Das kennt auch Scholz: Als Hamburger Bürgermeister war er für die Bauruine des Elbtowers verantwortlich – vergeben an René Benko, gegen den gerade eine Ermittlung wegen Subventionsbetrugs läuft.

So sprechen alle wieder über das Feld und niemand über Lösungen. Von tatsächlich funktionierenden Mietendeckeln bis Enteignungen: Man könnte so viel machen. Aber da kollabiert die Liberalenseele schon wieder.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.