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Deutsche Crew: Elfjährige allein im Mittelmeer gerettet

Küstenwache sucht nach Dutzenden Ertrunken vor Lampedusa

Die Crew der »Trotamar« hat das Kind nach der Rettung nach Lampedusa gebracht.
Die Crew der »Trotamar« hat das Kind nach der Rettung nach Lampedusa gebracht.

12 Meilen vor der italienischen Insel Lampedusa hat eine deutsche Hilfsorganisation am Mittwoch nach eigenen Angaben ein elfjähriges Mädchen vor dem Ertrinken gerettet, das allein im Mittelmeer trieb. Die Crew des Segelschiffs »Trotamar III« nahm das Kind am frühen Morgen an Bord und brachte es anschließend auf die Insel. Einheiten der italienischen Küstenwache suchen derzeit nach den Vermissten.

Wie die aus dem Wendland stammende Betreiberorganisation Compass Collective mitteilte, war das Kind nach dem Schiffbruch eines Migrantenbootes mehrere Tage allein auf See. Dort soll es dem Wetterdienst zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 23 Knoten und Wellen von bis zu 3,5 Metern Höhe gegeben haben.

Das Mädchen stammte ursprünglich aus Sierra Leone und war zusammen mit mutmaßlich mehr als 40 anderen Menschen auf einem Migrantenboot unterwegs, das in der tunesischen Stadt Sfax abgelegt hatte. Das Boot war aufgrund eines starken Sturms vor einigen Tagen gesunken. Nach Angaben der Crew war das Kind die einzige Überlebende des Unglücks. Es führte weder Trinkwasser noch Essen bei sich und war zwar unterkühlt, aber ansprechbar und orientiert, erklärt das Compass Collective.

Das Mädchen trieb drei Tage lang im Wasser, unterstützt nur von zwei improvisierten Schwimmwesten, die aus luftgefüllten Schläuchen und einer Rettungsweste bestanden. Die Crew des Schiffes »Trotamar III« wurde auf sie durch Schreie aufmerksam, die sie in der Nacht hörte. Das Mädchen erzählte später, dass es die ersten zwei Tage mit zwei Jungen im Wasser verbracht hatte, die sich an Schläuchen festklammerten. Diese Jungen seien jedoch während des Sturms verschwunden.

Auch zwei Jungen hatten sich an improvisierte Rettungsmittel geklammert, sind jedoch verschwunden.
Auch zwei Jungen hatten sich an improvisierte Rettungsmittel geklammert, sind jedoch verschwunden.

Nach der Rettung wurde das Mädchen nach Lampedusa gebracht. Es sei traumatisiert und werde von Psychologen betreut, erklärte der Pfarrer Roberto Rizzo aus Lampedusa. »Ein Kind allein auf der Insel zu sehen, das zwischen Leben und Tod kämpft, lässt uns fragen, warum trotz allem, was passiert ist, keine sicheren Reisen möglich sind«, fügte er hinzu.

Die »Trotamar III« unterstützt die zivile Seenotrettung im zentralen Mittelmeer und war zum Zeitpunkt des Einsatzes südlich von Lampedusa unterwegs. Um 24 Uhr in der Nacht hatte die Crew bereits ein seeuntaugliches Holzboot ohne Motor mit 53 Menschen gefunden, Rettungswesten verteilt und die italienischen Behörden verständigt.

In den letzten Tagen gab es mindestens drei weitere Schiffbrüche auf der Route zwischen der tunesischen Küste und Lampedusa, von denen das Alarm Phone erfahren und diese an die zuständigen Rettungszentren in Tunesien, Malta und Italien gemeldet hat. Die Unglücke könnten den Wetterbedingungen geschuldet sein: »Entlang der Route von Tunesien nach Lampedusa hat in den letzten Tagen ein regelrechter Sturm gewütet«, sagte Luca Casarini von der italienischen Tettungsorganisation Mediterranea am Mittwoch.

Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr etwa 64 000 Menschen, die auf Booten Italien erreichten. Im Vorjahreszeitraum waren es mit etwa 153 100 mehr als doppelt so viele. »Wir brauchen sichere Passagen für Flüchtende und ein offenes Europa, das Menschen willkommen heißt und ihnen leichten Zugang zum Asylsystem gewährt. Ertrinken im Mittelmeer ist keine Option«, forderte Katja Tempel vom Compass Collective.

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