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Soziale Bewegung: Kampf ums Land
João Pedro Stédile vom MST lässt die Rechte in Brasilien rotsehen
Eine gerade vom Parlament seines Bundesstaats Rio Grande do Sul erhaltene Auszeichnung teilt João Pedro Stédile symbolisch »mit allen, die für die Demokratisierung des Bodens und die Verteidigung gesunder Lebensmittel« für die brasilianische Bevölkerung kämpfen. Rechte Abgeordnete waren zuvor mit dem Versuch gescheitert, die Verleihung der Farroupilha-Medaille an ihn zu verhindern. Deren Klientel ist das Gesicht der Bewegung der Landarbeiter ohne Boden (MST) verhasst, Stédile wird dort als »Terrorist« abgestempelt.
Schließlich vergreift sich seine kämpferische Organisation von kleinbäuerlichen Familien immer wieder am Heiligsten: Seiner Forderung nach einer Landreform hat das MST seit der Gründung vor vier Jahrzehnten zum Ende der Militärdiktatur mit der Besetzung von 4556 brachliegenden Gütern im ganzen Land Nachdruck verliehen.
Die extrem ungleiche Verteilung von Grund und Boden ist ein unbewältigtes Erbe der Kolonialzeit. Der größte Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen Brasiliens befindet sich in den Händen von Großgrundbesitzern und Agrarkonzernen, die auch über enorme politische Macht verfügen. Selbst unter linken Regierungen kam die in der Verfassung verankerte soziale Nutzung des Bodens nur mit Druck von unten voran. Für Stédile und Genossen geht es dabei auch um eine Alternative zum kapitalistischen Raubbau an der Natur. Der MST ist ein Hauptproduzent von Bio-Reis und -Gemüse.
Ihr 70-jähriger Mitgründer mit italienischen Wurzeln stammt selbst aus einer Bauernfamilie in Rio Grande do Sul. In dessen Hauptstadt Porto Alegre und in Mexiko studierte Stédile Ökonomie. Ab 1979 beriet er die Pastorale Landkommission und fand in der Agrarfrage seine Lebensaufgabe.
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