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Freiheit ist ein Porsche-Motor
Für Kapitalisten geht es beim Geben nicht um Mildtätigkeit, sondern um die Durchsetzung ihrer geschäftlichen Ziele
Zu Weihnachten wird nicht wieder gekauft wie blöd, nein, es wird auch gespendet. Doch längst ist die Ansicht, derzufolge man Gutes tut, darüber aber schweigt, aus der Mode. Nun drängt es »Fritze Merz« (Olaf Scholz), Christian Lindner oder Lars Klingbeil vor die Kamera, um für die Bildzeitungs-Aktion »Ein Herz für Kinder« ein paar Almosen wegzuschenken, damit arme Kinder ein ganz kleines bisschen weniger arm sind. Dass die Armut dieser Kinder vor allem durch eine Politik entsteht, die diese Herren sonst stets einfordern – geschenkt! Denn nicht nur tut man Gutes und redet allerorten darüber, man tut auch kaum noch etwas Gutes dabei. Wenn ein Mensch mit dem Verdienst eines Bundestagsabgeordneten einige wenige tausend Euro spendet, die er vielleicht sogar von der Steuer absetzen kann, so ist das nicht der Rede wert – es sollte eine Selbstverständlichkeit sein für einen Christenmenschen, und als solcher inszeniert man sich ja.
Altruistisch zu sein, ist in dieser Welt alles andere als selbstverständlich. Das Diktum »Werde reich oder stirb auf dem Weg zum Reichtum« ist das Sein zum Tode der neoliberalen Monaden, in dem es immer nur um ein nicht erreichbares Endziel geht – die Anhäufung von noch mehr Reichtum. Auch Elon Musk verfolgt dieses für ihn völlig unerreichbare Ziel, selbst wenn er scheinbar mit Hunderten von Millionen rechte politische Kampagnen unterstützt, von denen ja zumindest er selbst annehmen könnte, dass sie die Welt verbesserten. Denkt er aber nicht. Es geht ihm bei seinem Spenden um die Durchsetzung seiner kapitalistischen Ziele, also Steuerfreiheit und Abbau von Bürokratie, und keinesfalls um Staat, Nation oder ein irgendwie geartetes Gemeinwesen. Letztlich sind seine Donationen ein Investment. Und tatsächlich lässt Musk keinen Zweifel daran, dass er für sein Geld unmittelbar Vorteile erwartet. Wie sich jüngst gezeigt hat, zögern selbst eher liberale Multimilliadäre wie Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg nicht, wenn Trump von ihnen Unterstützung erwartet.
All diese Menschen eint, dass sie Margret Thatchers Ausspruch, so etwas wie eine Gesellschaft gäbe es gar nicht, komplett verinnerlicht haben. »Jeder ist seines Glückes Schmied«, lügt sich der oft herbei bemühte Volksmund die Welt schön, und ignoriert, dass auch ein Schmied zur Ausübung seines Berufes einen Hammer, einen Amboss, große Hitze, Eisen oder Stahl und nicht zuletzt eine Ausbildung braucht, um seinem Handwerk nachgehen zu können. Menschen, die Inklusionsleistungen, finanzielle Unterstützung, Bildung oder auch nur einen funktionierenden öffentlichen Personennahverkehr einfordern, gelten den Thatcher-Anhängern als Schnorrer, die nicht begreifen können, dass Freiheit ein röhrender Porsche-Motor auf der Autobahn ist. Dass die Autobahn ebenfalls von Steuergeldern gebaut wird, ignorieren sie genauso, wie den Umstand, dass Armut entsteht, wenn man Wohlstand nicht verteilt. Sie glauben wie einst Marie Antoinette: Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!
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