»Dry January« - Was bringt der Alkoholverzicht für einen Monat?

Der »Dry January« ist nicht nur ein Selbsttest, sondern hilft auch beim Abnehmen und Geldsparen

  • Marco Rauch
  • Lesedauer: 4 Min.
Verbote für das Trinken von Alkohol im öffentlichen Raum können eine Hilfe sein, den trockenen Januar durchzuhalten.
Verbote für das Trinken von Alkohol im öffentlichen Raum können eine Hilfe sein, den trockenen Januar durchzuhalten.

Zum Jahreswechsel wird über Neujahrsvorsätze gesprochen. Für viele Menschen ist das der perfekte Zeitpunkt, um über den Verzicht auf den im Dezember häufig so viel konsumierten Alkohol nachzudenken. Seit einigen Jahren gibt es den Trend mit dem Namen »Dry January« (trockener Januar). Gemeint ist der Verzicht auf die Droge Alkohol im ersten Monat des Jahres.

Doch woher kommt der Trend überhaupt? Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), zufolge ist er ursprünglich in Großbritannien entstanden und breitete sich schnell in Europa aus. Der Zeitpunkt liege auf der Hand: »Der Jahresanfang ist traditionell die Zeit für gute Vorsätze. Nach Weihnachten und Silvester – also Anlässen, zu denen oft viel Alkohol getrunken wird – ist es naheliegend, mal einen Break zu machen: Um fit ins neue Jahr zu starten und sich rundum besser zu fühlen.«

Der Alkoholverzicht im Januar habe zunächst einmal dieselben Vorteile wie Alkoholverzicht generell – und zwar auf körperlicher sowie auf psychischer Ebene: »Weniger Infektionen, weniger Krebsrisiko, weniger Unfallrisiko, weniger Konflikte in sozialen Beziehungen, ein gesünderes Herz, besserer Schlaf, verbesserter Blutdruck«, zählt Rummel auf.

Auch der Verzicht für nur einen Monat könne schon viel bringen, wie eine Studie der Universität Sussex in England 2018 gezeigt habe: Die 800 Testpersonen berichteten demnach davon, »dass sie mehr Energie haben, abnehmen, besser schlafen und allgemein einen besseren Gesundheitszustand haben. Und, last but not least: Geld sparen.« Zudem könne der Körper entgiftet werden. Immerhin sei Alkohol ein Zellgift, welches das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert.

Die DHS-Geschäftsführerin betont: »Der Monat ohne Alkohol ist eine super Chance, das eigene Trinkverhalten zu überdenken: Wann, wo und weshalb trinke ich Alkohol? Man macht vielleicht die Erfahrung: Ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben und fühle mich sogar insgesamt fitter und besser, als wenn ich Alkohol trinke.«

Doch ist es für regelmäßige Trinker überhaupt so leicht, einen Monat lang zu verzichten? »Es gibt Angebote, sich über Social Media mit der Dry January Community zu vernetzen. Man kann auch im Freundeskreis eine Challenge daraus machen. Und einfach gemeinsam Spaß haben – ohne Alkohol«, empfiehlt Rummel denjenigen, die Hilfe dabei brauchen. Man könne auch gemeinsam über die Bedeutung des Alkohols für das eigene Leben sprechen und ob es vielleicht auch ohne ginge.

Geeignet sei der Dry January allerdings nicht für alle, beispielsweise berge er für Alkoholiker starke Risiken: »Bei einem plötzlichen Trinkstopp können sie schwere Entzugserscheinungen erleiden und brauchen ärztliche Hilfe«, erklärt Rummel.

Doch inwiefern kann lediglich ein Monat Alkoholverzicht im Detail hilfreich sein? Stephanie Eckhardt, Leiterin des Referats Suchtprävention bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), erklärt: »Beim Alkoholverzicht erholt sich insbesondere die Leber. Diese ist zuständig für den Alkoholabbau.« Je mehr Alkohol man trinke, desto höher sei das Risiko für verschiedene Lebererkrankungen. »Bereits eine mehrwöchige Alkoholpause ist schon geeignet, damit sich die Leber wieder erholen kann.«

Zudem verbesserten sich allgemeines Wohlbefinden, Fitness und Leistungsfähigkeit. »Nach vier Wochen kann sich ein erhöhter Blutdruck senken, das Hautbild verbessert sich und die Lebensenergie nimmt weiter zu. Außerdem hat Alkohol viele Kalorien«, betont die Expertin. Der Verzicht könne also auch beim Abnehmen helfen.

»Der zeitweilige Verzicht auf Alkohol hilft außerdem, auszutesten, ob in Bezug auf Alkohol ein Suchtrisiko besteht. Wem es schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten, der profitiert doppelt. Denn dann wird klar, dass ein Abhängigkeitsrisiko besteht.« Wenn man es sich fest vornehme, im Januar keinen Alkohol zu trinken und dann scheitere, sei die Gewöhnung an den Konsum bereits so stark, dass man sich professionelle Hilfe suchen solle.

Einfach sei so eine Entwöhnung nicht: »Wer vor der alkoholfreien Zeit häufig – oder sogar täglich – Alkohol konsumiert hat, muss Gewohnheiten, die sich über die Jahre eingeschlichen haben, wieder loswerden.« Im Idealfall helfe der Dry January über den Januar hinaus und fördere den bewussten Umgang mit der Droge. dpa/nd

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