WEF 2025: Es soll wieder protestiert werden

Nachdem es immer ruhiger um Davos wurde, sind wieder größere Aktionen vor dem World Economic Forum (WEF) geplant

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.
2024 fand der Protest gegen das Weltwirtschaftsforum unter dem Motto «Smash WEF – Fight back» statt.
2024 fand der Protest gegen das Weltwirtschaftsforum unter dem Motto «Smash WEF – Fight back» statt.

Aus aller Welt werden hochrangige Vertreter*innen von Kapital und Politik ab kommendem Montag zum Weltwirtschaftsforum (WEF) ins schweizerische Davos reisen. Wie jedes Jahr seit 1971, wenn auch mit wenigen Unterbrechungen. So global wie die Teilnehmenden sind die WEF-Kritiker*innen nicht aufgestellt, dafür wollen Letztere umso früher eintreffen: Bereits ab Freitag sind rund um den mondänen Alpenort unterschiedliche Proteste geplant, darunter Aktionen des zivilen Ungehorsams.

Höhepunkt soll allerdings eine Demonstration sein, die behördlich angemeldet ist: Für Samstag ist eine Protestwanderung nach Davos geplant. Sie wurde von der Schweizer Gruppe StrikeWEF schon in den letzten beiden Jahren organisiert, soll aber 2025 mit stärkerer internationaler Beteiligung stattfinden. Bereits am Donnerstag starteten in Berlin zwei Busse, die bei mehreren Stopps in verschiedenen deutschen Städten weitere Aktivist*innen aufnehmen werden.

Es sind vor allem Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung, die sich zu den Protesten in der Schweiz aufmachen. Aber auch Linke, die in queeren Zusammenhängen aktiv sind oder sich gegen die kolonialistische Ausbeutung des Globalen Südens engagieren, sagt Alex Sattler. Er ist Pressesprecher des temporären Bündnisses, das sich für die Aktionen gegen das WEF zusammengefunden hat.

Am Sonntag sollen dann Aktionen des zivilen Ungehorsams rund um Davos stattfinden. Der Zusammenschluss hat sich der Gewaltfreiheit verschrieben. Von den Protestierenden würden keine militanten Angriffe ausgehen, aber sie seien durchaus bereit, sich mit ihren Körpern beispielsweise an Blockaden zu beteiligen, so Sattler. Die Rückreise ist für den darauffolgenden Montag geplant, also jenen Tag, an dem das Weltwirtschaftsforum beginnt.

Dass linke Aktivist*innen lange Wege nicht scheuen, um gegen das WEF zu protestieren, ist nicht neu. Schon vor mehr als zwei Jahrzehnten geriet im Zuge des Aufschwungs der globalisierungskritischen Bewegung auch das WEF in den Fokus. Unter dem Motto »Smash WEF« sagten damals Tausende Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern dem Wirtschaftsgipfel den Kampf an.

In den Gipfelort hinein kamen sie aber nie – obwohl sie es immer wieder versuchten, teilweise sogar auf Skiern. Davos war zu einer Art Festung ausgebaut worden, die im Rahmen einer überstaatlichen Kooperation der Schweizer und deutschen Polizei bewacht wurde. 2004 etwa wurden Aktivist*innen im Ort Landquart, der letzten Bahnstation vor Davos, eingekesselt und festgenommen, um sie daran zu hindern, in die Alpenfestung zu gelangen.

Als Reaktion auf die Abriegelung verlagerten sich die Proteste in die Schweizer Städte Zürich, Bern und auch Basel. Dort kam es in den Nullerjahren teilweise auch zu militanten Auseinandersetzungen. Linke Aktivist*innen wurden verhaftet oder gleich an der Schweizer Grenze abgewiesen.

Mit der Klimagerechtigkeitsbewegung nimmt nun eine neue Generation den Widerstand gegen das Treffen der Milliardäre auf. Presssprecher Sattler betont die Gemeinsamkeiten zu den vergangenen Protesten: »Wir fordern die Abschaffung des WEF, weil es die kolonialistische Ausbeutung des Globalen Südens ebenso fördert wie die Klimakrise.«

Deswegen werde sich auch keine*r der Aktivist*innen an den Foren beteiligen, mit denen das WEF den Eindruck erwecke, man wolle auch Kritiker*innen einbeziehen. Man gebe sich nicht der Illusion eines grünen Kapitalismus hin und werde sich deshalb auch nicht vor den Karren des WFE spannen lassen, so Sattler. »Ich wandere nach Davos, weil ich nicht hinnehme, dass es beim Weltwirtschaftsforum nur um Profite und den Ausbau der Macht einiger weniger geht!«, sagt er. »Das Forum ist höchst antidemokratisch: Dort kommen fast ausschließlich Menschen zusammen, die sowieso schon viel Macht besitzen.«

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