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Mietenwahnsinn: Herumdoktern ist nicht genug
Gegen die Mietkrise braucht es große Schritte, meint David Rojas Kienzle
Möbliertes Wohnen ist auf dem Vormarsch. Immer mehr Eigentümer entdecken die Möglichkeit, ein paar Ikea-Möbel in eine Bude zu stellen und dann Mondmieten zu verlangen. Dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg dem zumindest in Milieuschutzgebieten einen Riegel vorschieben will, ist zunächst einmal gut, geht aber nicht weit genug.
Ein bezahlbares Dach über dem Kopf ist ein Grundbedürfnis. Aber bekanntermaßen ist dieses Grundbedürfnis auch ein riesiges Geschäft. Ob es Aktiengesellschaften wie der Immoriese Vonovia sind, die en masse Mieterhöhungen vornehmen oder andere Wohnungsunternehmen, die zwar sehr gut darin sind, Miete zu kassieren, aber sehr schlecht darin, die Wohnungen instand zu halten. Oder eben Eigentümer, die Wohnraum als Ferien- oder möblierte Wohnungen anbieten. Wohnraum ist für sie kein Zuhause, sondern nur Mittel, um Rendite abzuschöpfen. Die Wohnungsknappheit in den Metropolen führt nur zu einer Verschärfung dieser Tendenz.
Um diesem großen Problem beizukommen, braucht es mehr als die kleinen Schritte, die die Bezirke jetzt gehen: Eine Mietpreisbremse, eine drastische Beschränkung des möblierten Wohnens generell und auf jeden Fall Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne. Nur so kann verhindert werden, dass mit dem Grundbedürfnis Wohnen Profite zu Lasten der großen Mehrheit der Bevölkerung gemacht werden.
Dass es nun die Bezirke sind, die mit ihren sehr beschränkten Möglichkeiten voranschreiten, während die wesentlich mächtigeren Landes- und Bundesgremien tatenlos bleiben, angesichts dessen, dass Menschen in den Ruin oder die Wohnungslosigkeit getrieben werden, ist ein Armutszeugnis.
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