Der Klimawandel lässt es häufiger blitzen

Australien verzeichnet zehn Millionen Blitzeinschläge seit Beginn des Jahres

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 3 Min.
Gewitter über der australischen Großstadt Sydney
Gewitter über der australischen Großstadt Sydney

Ein ungewöhnlich heftiges Unwetter zog am 15. Januar über die australische Millionenmetropole Sydney. Deren Einwohnerinnen und Einwohner sind Starkregen und auch Sturzfluten gewöhnt, bei denen es zu spontanen Überschwemmungen kommt, doch der Sturm, der Anfang des Jahres über die Stadt zog, war spektakulär und beängstigend zugleich.

Laut dem Wetterdienst Weatherzone wurden 73 700 Blitze im Umkreis von 100 Kilometern um die Innenstadt Sydneys gezählt, wobei 8777 in den Boden einschlugen. Die Blitzeinschläge beschädigten Bäume und Stromleitungen, verursachten großflächige Stromausfälle und entfachten Brände. Ein weiterer besonders heftiger Sturm wurde Anfang des Jahres aus dem Nordwesten des Bundesstaates Western Australia gemeldet, eine spärlich besiedelte Region, die in den vergangenen Tagen auch von einem heftigen Zyklon heimgesucht wurde. Laut dem Wetterdienst AccuWeather verursachte eine einzige Gewitterzelle in der Nähe von Port Hedland 15 000 Blitzeinschläge innerhalb von nur drei Stunden.

Diese Stürme über Australien waren allesamt besonders intensiv, doch die damit verbundenen Blitzeinschläge blieben keine Einzelfälle: Laut dem australischen meteorologischen Dienst – dem Bureau of Meteorology – sind seit Anfang Januar über zehn Millionen Blitze über dem Kontinent gezählt worden.

Die Daten, die von dem in Neuseeland ansässigen Unternehmen MetraWeather zur Verfügung gestellt werden, arbeiten dem australischen Sender ABC zufolge mit Informationen des Australian Lightning Network, das aus mehr als 130 im ganzen Land verteilten Blitzerkennungssensoren besteht. Die Technologie ist speziell darauf ausgelegt, die elektromagnetische Frequenz eines Blitzeinschlags zu erfassen.

MetraWeather-Geschäftsführer Alex Zadnik sagte dem Sender, die Geräte könnten Blitze aufgrund ihrer elektromagnetischen Frequenz wahrnehmen: »Manchmal hören Sie bei Blitzeinschlägen statische Geräusche in Ihrem AM-Radio, und im Grunde ist es diese elektromagnetische Frequenz, die die Sensoren erfassen.« Einige Sensoren könnten Blitze in einem Umkreis von 500 Kilometern erkennen sowie Blitze, die den Boden nicht berühren. »Algorithmen werden verwendet, um zu bestimmen, ob ein Blitz hoch oben in der Atmosphäre war oder ob er den Boden erreicht hat«, erklärte Zadnik. »Dabei ist also ein bisschen Mathematik im Spiel, aber die Sensoren geben einen Hinweis auf die Höhe einiger dieser Ereignisse, und dann bestimmt ein Algorithmus, ob es sich um Wolke-zu-Wolke oder Wolke-zu-Boden handelt.«

Vor allem im Bundesstaat Victoria haben Blitzeinschläge und in diesem Fall sogenannte Trockengewitter gleich mehrere Buschbrände ausgelöst. Von einem Trockengewitter spricht man laut Deutschen Wetterdienst, wenn in einer sehr trockenen Luftmasse der gesamte Regen zwischen Wolkenuntergrenze und Boden verdunstet, bevor er den Boden erreicht.

Forscher wissen seit einiger Zeit, dass der Klimawandel mit mehr Blitzeinschlägen einhergeht. Die Zahl der Todesfälle durch Blitze ist vor allem in Entwicklungsländern in den letzten Jahren gestiegen. Eine 2014 veröffentlichte Studie der University of California in Berkeley ergab, dass die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts zu 50 Prozent mehr Blitzeinschlägen führen wird. »Auf zwei Blitzeinschläge, die es zu Beginn des Jahrhunderts gab, werden wir am Ende des Jahrhunderts drei haben«, sagte der Klimawissenschaftler David Romps damals. Die Forschenden fanden heraus, dass die Zahl der Blitzeinschläge pro ein Grad Erwärmung um etwa zwölf Prozent zunehmen wird.

Vor gut zehn Jahren konnten die Forschenden jedoch nicht vorhersagen, wo oder wann diese Einschläge stattfinden werden – und Australien wurde nicht als besonders gefährdet herausgestellt. »Es könnte sein, dass Regionen, die heute viele Blitzeinschläge verzeichnen, in Zukunft noch mehr davon haben werden, oder es könnte sein, dass es in Landesteilen, die sehr wenige Blitze abbekommen, in Zukunft viele sein werden«, erklärte Romps.

»Auf zwei Blitzeinschläge zu Beginn des Jahrhunderts werden wir an dessen Ende drei haben.«

David Romps Klimaforscher

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