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COP16 in Rom: Auf dem Weg zum »Frieden mit der Natur«

Artenschutzkonferenz in Rom einigt sich auf Plan zu Finanzierung und Umsetzung

Auch der Vietnamfasan steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
Auch der Vietnamfasan steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

An diesem Montag ist der Tag des Artenschutzes. Viele Umweltschutzorganisationen nutzen den weltweiten Gedenktag, um auf die rapide Abnahme der Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten hinzuweisen. Auch politisch tut sich etwas: Im Jahr 2022 wurden globale Ziele für den Schutz der Biodiversität verabschiedet. Nun gibt es auch einen Plan, wie die Umsetzung kontrolliert werden und woher die erforderlichen Mittel kommen sollen. Dies ist das Ergebnis der 16. UN-Biodiversitätskonferenz, die am Freitag in Rom zu Ende ging.

Im Jahr 2022 hatten sich die teilnehmenden Länder darauf geeinigt, den rapiden Verlust an Tier- und Pflanzenarten zu stoppen sowie 30 Prozent der Land- und Wasserfläche der Erde unter Schutz zu stellen. Wie bei internationalen Umweltabkommen üblich blieben viele Detailfragen ungeklärt. In Rom gelang es nun, zumindest einen Teil davon zu beantworten. Susana Muhamad, die frühere Umweltministerin von Kolumbien und Präsidentin der dreitägigen Konferenz, sagte daher: Es gebe nun zum ersten Mal »einen globalen Plan, um den Erhalt des Lebens auf der Erde zu finanzieren«. Konkret sollen ab 2030 jährlich 200 Milliarden Dollar in den Artenschutz investiert werden. Dazu sollen die Industriestaaten ab diesem Jahr 20 Milliarden und ab 2030 dann 30 Milliarden beisteuern.

Damit konnte zumindest eine von mehreren enttäuschenden Umweltkonferenzen des vergangenen Jahres doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Im November waren die Vertreter der 196 Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) bei ihrem Treffen in Cali (Kolumbien) wegen Beschlussunfähigkeit ergebnislos auseinandergegangen. Zu viele Ländervertreter hatten ihre Rückreise antreten müssen, nachdem die Konferenz deutlich länger dauerte als geplant. Dies machte eine Folgekonferenz erforderlich, die nun zum Ziel geführt hat.

Erleichtert wurde dieser Erfolg durch den Umstand, dass die USA nicht Mitglied der UN-Biodiversitätskonvention sind und somit auch nicht an den Verhandlungen beteiligt waren. »Der Multilateralismus funktioniert«, sagte CBD-Chefin Astrid Schomaker im Anschluss an die Konferenz. Aber das bedarf wohl der Ergänzung: »wenn die USA nicht dabei sind«.

Zudem gab es in der umstrittensten Frage keine wirkliche Einigung. Die Industriestaaten wollten, dass das Geld für den Artenschutz wie gehabt von der Globalen Umweltfazilität (GEF) unter dem Dach von Weltbank und zwei UN-Organisationen verwaltet wird, während viele Entwicklungsländer einen separaten Fonds forderten. Die Entscheidung darüber wurde auf das Jahr 2028 vertagt.

»Ganz besonders wichtig ist jetzt, dass die reichen Länder in die Fonds zur Unterstützung der einkommensschwächeren Länder einzahlen.«

Katrin Böhning-Gaese Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig

Entscheidend dürfte allerdings eine andere Frage sein: »Die Wirksamkeit wird von der Verfügbarkeit von Finanzmitteln und dem politischen Willen der Länder zur Erhöhung ihrer Beiträge abhängen«, sagte Oscar Soria vom Thinktank »The Common Initiative«.

Geradezu sinnbildlich dafür steht ein weiterer Geldtopf: der Cali-Fonds, der im vergangenen Jahr beschlossen wurde. Dieser sammelt Beiträge von Unternehmen etwa aus der Pharmaindustrie ein, die von digitalen Sequenzinformationen profitieren, und soll sicherstellen, dass die finanziellen Erträge dem Erhalt der Artenvielfalt und den lokalen Gemeinschaften zugutekommen. Dieser Fonds kann nun seine Arbeit aufnehmen, verfügt aber noch über keinerlei Mittel. Die Beiträge sind freiwillig – die Hoffnung ist, dass Unternehmen aus Reputationsgründen einzahlen, wie es Katrin Böhning-Gaese vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ausdrückt.

Neben dem Finanzbeschluss wurde entschieden, wie die Umsetzung der globalen Artenschutzziele kontrolliert werden soll. »Wir konnten uns endlich auf ein Monitoring verständigen. Damit wird die Überprüfung von Fortschritten, aber auch das Feststellen von Stillstand oder Rückschritt ermöglicht«, erläuterte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Die erste derartige Überprüfung soll bereits im kommenden Jahr stattfinden.

Bewegt sich die Welt nun tatsächlich auf einen »Frieden mit der Natur« zu, wie das Motto der Konferenz in Rom lautete? »Wir sind diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen«, äußert sich Biologin Böhning-Gaese zuversichtlich. Wichtig sei jetzt die Umsetzung, etwa der Ende 2024 verabschiedeten nationalen Strategien zur biologischen Vielfalt in Deutschland. »Ganz besonders wichtig ist jetzt, dass die reichen Länder in die Fonds zur Unterstützung der einkommensschwächeren Länder einzahlen. Da die höchste Biodiversität auf der Erde oft in diesen Ländern liegt, ist dies ein wesentlicher Beitrag zum Schutz der globalen Artenvielfalt, zum Naturerbe der Menschheit.«

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