Lymphödem-Tag: Rund- oder flachgestrickt

Mit einem Behandlungsnetzwerk zu gutem Selbstmanagement

Eine ältere Patientin mit einem Lymphödem erhält einen Kompressionsverband.
Eine ältere Patientin mit einem Lymphödem erhält einen Kompressionsverband.

Zu den Körperflüssigkeiten, die gern mal Ärger machen, gehört auch die Lymphe. Die Substanz entsteht aus Blutplasma und transportiert unter anderem Abwehrzellen, aber auch Abfallstoffe aus dem Gewebe. Die im Körper weit verzweigten Lymphbahnen bringen die Flüssigkeit in den Blutkreislauf zurück. Schädliche Stoffe und Tumorzellen werden in Lymphknoten unschädlich gemacht. Kommt es aber zu einer Schwellung von Gewebe durch solche Flüssigkeitseinlagerungen, spricht man von einem Ödem.

Ein Lymphödem wiederum entsteht durch einen Stau in den Lymphgefäßen. In der Folge schwellen ganze Körperregionen an, zum Beispiel am Fuß, am Unter- oder Oberschenkel, ebenso an einem oder beiden Armen. Auch Teile des Gesichts oder andere Körperregionen können anschwellen. Die Erhöhung des Drucks im Gewebe schädigt langfristig die Haut. Mit der Zeit können leichte Verletzungen schnell zu Infektionen führen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen.

Auch wenn Lymphödeme in der Regel keine Schmerzen verursachen, erzeugen sie ein Spannungsgefühl. Die chronisch-entzündliche Krankheit ist weit verbreitet. Sie lässt sich nicht mit Medikamenten therapieren. Sie kann verschiedene Ursachen haben, in seltenen Fällen handelt es sich um eine angeborene Funktionsstörung. Häufiger ist ein Lymphödem als Folge von Operationen, Bestrahlungen, Krankheiten oder Verletzungen.

In Europa erkranken etwa zwölf Prozent aller Frauen irgendwann einmal an einem Lymphödem. Da die Krankheit unbehandelt voranschreitet und für die Betroffenen sehr belastend ist, wird am 6. März mit dem Welt-Lymphödem-Tag unter anderem über Behandlungsmöglichkeiten informiert.

Wird ein Lymphödem diagnostiziert, was auch Hausärzte leisten können, sollten die Patientinnen – denn es sind vorwiegend Frauen betroffen – am besten in einem Netzwerk versorgt werden. Dazu gehören spezialisierte Physiotherapeuten oder Masseure, die eine manuelle Lymphdrainage anbieten. Hierbei wird mit einer schonenden Massage das Lymphsystem angeregt, die Flüssigkeit abzutransportieren, womit sich der Druck im Gewebe reduziert.

Ist auf diesem Weg, in einem engen, täglichen Behandlungsrhythmus, erst einmal eine »Entstauung« erreicht, muss die Versorgung aber weitergehen, damit die Schwellung nicht zurückkehrt. Dazu ist es nötig, die Lymphgefäße mit äußerem Druck zu unterstützen – die Kompression kann anfangs über einen speziellen Verband erreicht werden. Wie dieser zu wickeln ist, lässt sich ebenfalls in der Physiotherapie lernen. Danach werden Kompressionsstrümpfe verordnet. Diese müssen etwa alle halbe Jahre neu angepasst werden. Hier gibt es etliche Unterschiede zu beachten: Die Strümpfe können graduell verschieden starken Druck erzeugen. Bei einem Lymphödem sollten sie immer flachgestrickt sein, also eine Naht aufweisen. Rundgestrickte Strümpfe würden hingegen an Wulststellen einschneiden und auch den Lymphstau wieder verstärken.

Für die wiederholte Anpassung der Strümpfe kommt ein weiterer Partner im Behandlungsnetz ins Spiel, ein Fachberater, der in Sanitätshäusern zu finden ist. Darüber hinaus können Betroffene zur guten Versorgung durch Bewegung selbst beitragen, einerseits mit spezieller Gymnastik, aber auch mit eher »ruhigen« Sportarten wie Wandern, Radeln oder Schwimmen. Nicht zuletzt ist eine sehr gute Hautpflege nötig und der Schutz vor auch kleinsten Verletzungen. Um das alles im Alltag hinzubekommen, tauschen sich viele Betroffene in Selbsthilfegruppen aus.

Nicht zu verwechseln ist das Lymphödem mit dem Lipödem. Letzteres ist eine schmerzhafte Fettverteilungsstörung. Diese kann zusammen mit krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) auftreten – und zusätzlich ein Lymphödem mit sich bringen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.