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Müll in Berlin: Entsorglos glücklich

Berlin setzt auf Müllvermeidung: 26 Prozent weniger Abfall seit 2020

Geht es nach dem Senat, soll es solche Szenen bald nicht mehr geben.
Geht es nach dem Senat, soll es solche Szenen bald nicht mehr geben.

Berlin müffelt: An vielen Ecken der Stadt stapelt sich aktuell der Müll. Wegen des Streiks bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) wurden an vielen Orten die Müllcontainer nicht geleert. Um trotzdem Abfall loswerden zu können, legen ihn zahlreiche Menschen dann eben neben die übervollen Tonnen.

Geht es nach dem Senat, soll es derartige Zustände zukünftig kaum noch geben – mangels Müll. Die Landesregierung setze auf eine »Zero Waste Strategy«, sagte Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) am Dienstag nach der Sitzung des Senats. Das bedeutet, dass insgesamt immer weniger Müll produziert werden soll, um die Entsorgung zu erleichtern und die Umwelt zu schonen. »Wir gehen von der Müllentsorgung zur Müllvermeidung«, sagte Bonde.

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Erste Erfolge sind schon sichtbar: So habe sich zwischen 2020 und 2022 das Gesamtabfallvolumen um 26 Prozent reduziert. Stattliche 203 Kilogram Abfall produzierte ein durchschnittlicher Berliner im vergangenen Jahr dennoch noch. Die bisherigen Erfolge führt Bonde auf das Abfallwirtschaftskonzept des Senats zurück. Dort sind seit 2020 verschiedene Maßnahmen festgeschrieben, um Müll besser vermeiden und wiederverwerten zu können. »Einzelne Maßnahmen können nicht herausgegriffen werden«, sagte Bonde. Vielmehr habe das gesamte Maßnahmenpaket zu dem Effekt beigetragen.

Hilfreich war wohl noch ein anderer Faktor: Die Jahre 2020 und 2021 seien außergewöhnlich warm und regenarm gewesen, berichtete Bonde. Daher sei der Müll in diesen Jahren deutlich trockener gewesen, womit sich auch das Volumen reduziert habe.

Zu den im Abfallwirtschaftskonzept festgehaltenen Maßnahmen gehören im Bereich des Siedlungsmülls etwa Anreize, häufiger Mehrwegverpackungen zu verwenden, und Versuche, Hausabfälle als Kompost in der Landwirtschaft zu nutzen. Schon seit 2019 sind alle Haushalte verpflichtet, eine Biotonne für organische Abfälle zu nutzen.

Von den 66 Maßnahmen, die in diesem Bereich beschlossen wurden, seien 35 bereits umgesetzt, sagte Bonde. 27 weitere würden aktuell umgesetzt, so Bonde. Damit ist der Fortschritt in diesem Bereich der größte. Haushalts- und Gewerbeabfälle machen allerdings nur etwa 20 Prozent des Müllvolumens aus.

Mit 61 Prozent der Abfallmenge weit vorne liegt dagegen die Bauwirtschaft. Hier setzt der Senat auf neue, recycelbare Baumaterialien wie Holz oder nachwachsende Dämmstoffe. Zudem soll der sogenannte Recycling-Beton gefördert werden – dabei wird statt Naturstein Bauschutt in den Betonmischer gekippt. Dachziegel sollen nach dem Willen des Senats nach einem Abriss künftig bei Neubauten wiederverwendet werden. Dafür stellt der Senat Depots für bei Abrissen übriggebliebene Baumaterialien bereit.

Von den 21 im Baubereich geplanten Projekten wurden bislang sieben umgesetzt, weitere acht befinden sich in Planung. Kaum Fortschritte gab es dagegen im Bereich der Kläranlagen. Hier wurde bislang nur eine angedachte Maßnahme umgesetzt.

Nicht nur bei der Abfallmenge zeigen sich Erfolge: Der Bericht des Senats zeigt auch, dass immer mehr vermeintlicher Müll wiederverwendet werden kann. Nur sechs Prozent der anfallenden Abfallmenge werden laut Bonde wirklich entsorgt. Mit 53 Prozent wird dagegen mehr als die Hälfte des Mülls recycelt. Weitere 23 Prozent werden für die Energieproduktion genutzt.

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