Staat startet neues Vergleichsportal im Internet

Azubis, Rentner und langjährige Bankkunden sollen die Angebote der Geldinstitute endlich richtig vergleichen können

Girokonto – Staat startet neues Vergleichsportal im Internet

Es war eine lange Geburt, bis Deutschlands neue offizielle Vergleichsplattform für Girokonten das Licht des Internets erblickte. Eine europäische Vorgabe hatte vorgesehen, dass eine solche Möglichkeit bereits im Jahr 2018 zur Verfügung stehen sollte. Olaf Scholz (SPD) war damals der zuständige Finanzminister, Angela Merkel (CDU) führte die rot-schwarze Koalition an. Zunächst hatte die Bundesregierung eine staatlich-private Partnerschaft mit kommerziellen Anbietern wie Check24 oder Verivox ins Auge gefasst, um die EU-Zahlungskontenrichtlinie ordnungsgemäß umzusetzen. Nach rechtlichen und politischen Auseinandersetzungen sowie Kritik von Verbraucherschützern scheiterte dieses Privatisierungsprojekt. Nur der Staat könne die notwendige Unabhängigkeit sicherstellen, die für die neutrale Bewertung einer gesellschaftlichen Infrastruktur notwendig sind. Die Regierung beauftragte die Finanzaufsicht Bafin mit dem Job. Und die hat nun geliefert.

Ob Einkäufe, Miete oder Urlaubsreisen: Girokonten stellen heute eine öffentliche Infrastruktur dar, die für das tägliche Leben eigentlich unverzichtbar ist. Mittlerweile führen die Kreditinstitute mehr als 100 Millionen Girokonten. Dabei gibt es zahlreiche Unterschiede, etwa bei monatlichen Grundgebühren oder Zusatzkosten für Transaktionen und Karten. Zudem werden immer wieder Konditionen geändert und Preise erhöht.

Auf jeden Fall ein Grund, über einen Kontowechsel nachzudenken. Aber wie findet man das beste Girokonto? »Verbraucher*innen sollten unbedingt verschiedene Preismodelle und Gebühren vergleichen«, rät David Riechmann, Jurist und Bankenexperte der Verbraucherzentrale NRW. »Denn regelmäßige Kosten summieren sich, auch wenn die Einzelbeträge klein erscheinen mögen.« Um das passende Konto zu finden, empfehlen die Verbraucherschützer die neue Vergleichsseite der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Lesen Sie auch: Wie der Zinseszins funktioniert Einer Umfrage folgend lohnt sich Geld anlegen nicht. Dabei sind Sparprodukte vergleichsweise simpel und insofern transparent.

Der Startschuss fiel im Januar. »Wir zeigen erstmals übersichtlich die Kosten und Leistungen aller Girokonten für Privatpersonen in Deutschland«, wirbt die Bafin für ihr Vergleichsportal. Es bietet aktuelle Daten von insgesamt rund 6900 unterschiedlichen Kontenmodellen von mehr als tausend Banken und Sparkassen. Geboten werden Informationen wie monatliche Gebühren, Preise für Debit- und Kreditkarten sowie Haben- und Überziehungszinssätze.

Für den Aufbau und den Betrieb des Bafin-Kontenvergleichs sind Zahlungsdienstleister wie Banken und Sparkassen, sogenannte Neo-Banken und Fin-Techs, also alle, die private Girokonten anbieten, gesetzlich verpflichtet, monatliche Entgelte oder die Höhe des Überziehungszinssatzes an die Finanzaufsicht zu melden.

Neben klassischen Girokonten führt der Kontenvergleich auch Basiskonten für Arme und Geflüchtete auf. Diese bieten grundlegende Funktionen an. Geldinstitute müssen sie seit 2016 anbieten. Erfasst werden im Bafin-Check auch Kontenmodelle für Minderjährige, Azubis und Studierende. Rentner kommen ebenfalls im Vergleich nicht zu kurz. Einige Kreditinstitute bieten spezielle Konditionen für sie, aber auch für Studierende, Auszubildende, Selbstständige oder Gewerkschaftsmitglieder an.

Eines der wichtigsten Kriterien für ein Girokonto sind die Kosten. Es gibt verschiedene Preismodelle und Gebühren. Einige Banken berechnen Pauschalpreise für die Kontoführung, andere einen Grundpreis plus Kosten für einzelne Buchungsvorgänge. Aber es gibt auch Institute mit kostenloser Kontoführung. Teilweise ist das jedoch an Bedingungen geknüpft, etwa an bestimmte monatliche Geldeingänge. Auch mögliche Kosten für Daueraufträge oder die Zinssätze für Dispositionskredite und geduldete Überziehungen sollte man prüfen.

Doch Geld ist nicht alles: Wirklich wichtig kann auch die Erreichbarkeit sein. Je nach Bankhaus oder Sparkasse unterscheidet sich die Dichte an Filialen oder Geldautomaten enorm. Ideal ist selbstverständlich ein dichtes Netz an kostenlosen(!) Geldautomaten. Verglichen werden kann auch das Serviceangebot. So sind für Alltag und Urlaub meist verschiedene Bezahlkarten gefragt, von Giro-, Debit- bis zur Kreditkarte. Hier sollte man Kosten und Konditionen für mögliche Ersatzkarten im Fall von Verlust oder Diebstahl erfragen.

Bei der Suche nach dem passenden Konto helfen im Bafin-Check Filtermöglichkeiten nach Postleitzahl, Kontoführungsgebühren, Dispo- oder Guthabenzinsen. Ebenfalls einstellen lässt sich ein Filter, welche Banken den Kontoauszug in Papier zur Verfügung stellen.

Der BaFin-Girokontenvergleich ist zu finden unter www.kontenvergleich.bafin.de.
Eine Checkliste zur Wahl eines Girokontos: www.verbraucherzentrale.nrw/node/95567.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -