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Abenteuerspielplätze in Berlin: Kein Geld für tobende Kinder
Bildungssenat streicht gesamte Förderung für den Landesverband Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe in Berlin (Akib)
Viel Geld ist es nicht, und doch dürfte es reichen, um für enttäuschte Mienen auf Berlins Abenteuerspielplätzen zu sorgen. Mit 25 000 Euro pro Jahr streicht die Senatsbildungsverwaltung sämtliche Fördermittel für den Landesverband Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe in Berlin (Akib). Die Kürzungen sind Teil der jüngsten Streichliste, die bei Berliner Bildungsträgern für Proteste sorgt.
Der Verband zeigt sich in einer Mitteilung am Montag bestürzt. Das Ausmaß der Kürzungen, heißt es darin, stehe in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen auf die betroffenen Freizeitangebote für Kinder. Seit 2021 hatte das Land mit seinen Förderungen eine hauptamtliche Stelle mit 17 Stunden pro Woche bezahlt.
»Ende Februar haben wir von den Kürzungen erfahren«, sagt Akib-Vorstandsmitglied Stephan Metzner zu »nd«. Der Beschäftigten habe der Landesverband bereits kündigen müssen. Mithilfe des Geldes habe man Workshops und Fortbildungen finanziert, bei denen es beispielsweise um den richtigen Umgang mit Werkzeug oder die Pflege von Tieren geht. Auch Kinderschutzkonzepte habe der Akib dank der Mittel erarbeiten können. »Das alles wird jetzt wieder auf ein Minimallevel heruntergebracht«, sagt Metzner. In Zukunft werde die Arbeit des Dachverbandes alleine durch ehrenamtliches Engagement getragen. »Und selbst wenn die Förderung aus irgendeinem Grund wieder zurückkommen sollte: Die Kollegin ist weg, die Strukturen sind zerschlagen.«
Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, sieht in den Bildungsangeboten des Akib einen »absoluten Schatz«. Nicht alle Berliner Kinder hätten gleichermaßen Zugang zur Natur. Genau den aber ermöglichten Konzepte wie das des Abenteuerspielplatzes. »Das Ganze ist auch eine soziale Frage«, sagt Brychcy zu »nd«. Berliner Familien, die sich keinen Urlaub leisten könnten, würden ersatzweise auf die Einrichtungen ausweichen.
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Die Kürzungen, führt die Linke-Abgeordnete aus, seien verheerend und rein pädagogisch nicht nachzuvollziehen. Es brauche Orte, an denen Berliner Stadtkinder mit Ponys in Kontakt kommen und dabei soziale Fähigkeiten ausbauen können. »Gerade nach der Corona-Pandemie, in der Kinder lange nicht raus konnten, besteht hier Nachholbedarf. Es ist verheerend, dass jetzt gekürzt wird«, sagt Brychcy. Den Senat fordert sie auf, die Kürzungen umgehend zurückzunehmen.
Der Akib feierte im vergangenen Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Der Verband verschreibt sich dem pädagogischen Konzept der Offenen Arbeit, das auf aktive Beteiligung von Kindern bei der Gestaltung ihres erzieherischen Umfelds setzt. Ohne Widerworte, sagt Akib-Vorstandmitglied Metzner, habe man die Streichung der Mittel nicht hinnehmen wollen. Doch angesichts der umfangreichen Kürzungsoffensive des Senats wirkt er resigniert. »Was gerade in Berlin passiert, macht uns fassungslos«, sagt Metzner. Einsparungen wie beim queeren Bildungsprojekt Queerformat seien offensichtlich ideologisch motiviert. Dass weitere Kürzungen dieser Art bevorstehen, daran habe er keine Zweifel. »Das ist ein Tod auf Raten und wir sind jetzt eben die Ersten.«
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