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BVG-Streik: Dem Unternehmer muss es weh tun
Verdi soll Rücksicht auf die Fahrgäste nehmen, der Unternehmensführung aber Schmerzen zufügen
Der zweitägige Warnstreik bei der BVG stellt für viele Berliner*innen eine Herausforderung dar. Sie haben ihre Alltagsführung auf einen zuverlässigen Nahverkehr ausgerichtet. Ab Mittwoch müssen sie sich schon arg verbiegen, früher aufstehen und flexibel auf S-Bahn, Rad, (Miet-)Auto oder Taxi umsteigen. Die eine oder der andere wird auch zu Hause bleiben müssen.
Ein Streik ist immer unbequem und im öffentlichen Dienstleistungsbereich trifft es die Kund*innen nun unvermeidlich. Es gibt keine Produktion, die man lahmlegen und damit die wirtschaftliche Situation einer Firma angreifen könnte. Erfolge im Nahverkehr werden nun mal ein Stück weit über die »Eskalation auf dem Rücken unserer Fahrgäste« (BVG) erzielt. Das sollte die Gewerkschaft im Auge haben. Sie kann nicht wollen, dass die gesellschaftliche Stimmung kippt.
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Davon zu differenzieren sind allerdings die teils echten, teils taktischen Entsetzensbekundungen der Unternehmerseite. Die sollte Verdi als Wegweiser auffassen, dass es im Sinne der Beschäftigten in die richtige Richtung geht. In welche Richtung sollte sich eine Gewerkschaft auch sonst orientieren?
Das Poltern der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg, wonach das Maß voll sei und die Wirtschaft über Gebühr belastet werde, sollte Verdi ein Ansporn sein. Die Mitglieder zahlen schließlich nicht dafür, dass die Funktionäre nur die Tinte unter Verträge setzen. Gute Kompromisse erzielt man, wenn der Gegner an die Schmerzgrenze und darüber hinaus geführt wird.
Und wie schmerzvoll wird es für die Unternehmen erst, wenn Verdi nach der nächsten Verhandlung am 21. März, in einen grundrechtlich vorgesehenen, unbefristeten Erzwingungsstreik »eskaliert«?
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