Überstunden auf der Tagesordnung

44 Prozent der Beschäftigten leisten wöchentlich einige Stunden Mehrarbeit

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Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer während einer Streikkundgebung. Die GDL hatte sich als eine der ersten Branchenvertretungen für mehr Freizeit starkgemacht.
Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer während einer Streikkundgebung. Die GDL hatte sich als eine der ersten Branchenvertretungen für mehr Freizeit starkgemacht.

Berlin. Überstunden sind einer Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbunds zufolge für 44 Prozent der Beschäftigten an der Tagesordnung. 20 Prozent der Befragten arbeiten demnach durchschnittlich eine bis fünf Stunden länger pro Woche als vertraglich vereinbart, weitere 24 Prozent machen mehr als fünf Überstunden. Bei 10,1 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit beträgt die Arbeitszeit samt Überstunden mehr als 48 Stunden pro Woche.

Die Zahlen gehen aus dem »DGB-Index Gute Arbeit« hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dafür ließ der Gewerkschaftsbund die Antworten von gut 31 000 Beschäftigten auswerten, die in den Jahren 2020 bis 2024 Auskunft zu ihren Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen gaben.

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Im Homeoffice sind Überstunden häufiger: Von denen, die immer oder gelegentlich zu Hause arbeiten, leisten der Befragung zufolge 52 Prozent durchschnittlich mehr als eine Überstunde. Bei Beschäftigten ohne Homeoffice sind es 31 Prozent. Je höher außerdem die Qualifikation, desto häufiger Überstunden: Bei einfachen Tätigkeiten kommen 66 Prozent der vom DGB Befragten ohne Zusatzarbeit aus. Bei Tätigkeiten, für die man einen Hochschulabschluss braucht, sind es nur 42 Prozent.

Je stärker die Verdichtung der Arbeit und der Zeitdruck, desto seltener ist alles in der regulären Arbeitszeit zu schaffen: Von jenen, die bei ihrer Arbeit keinen Druck fühlen, sagen 16 Prozent, sie hätten mehr als fünf Überstunden pro Woche. Bei den Beschäftigten, die sich oft gehetzt fühlen, sind es 37 Prozent.

Über die Hälfte der Überstunden unbezahlt

Vier von zehn Befragten gaben an, zumindest gelegentlich außerhalb der normalen Arbeitszeit unbezahlte Arbeit für ihren Betrieb zu erledigen. 15 Prozent tun dies nach eigenen Angaben sehr oft oder oft. Der DGB ergänzt unter Berufung auf Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB, dass 53,6 Prozent aller Überstunden im Jahr 2024 unbezahlt geleistet worden seien.

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel kritisierte, dass Union und SPD in ihren Koalitionsgesprächen anvisierten, Überstunden noch mehr anzureizen, etwa mit Steuervorteilen. »Zusammen mit der offenbar geplanten Abschaffung des 8-Stunden-Tags ist das ein Giftcocktail für die Gesundheit und Leistungskraft von Beschäftigten«, sagte Piel.

Da mehr als die Hälfte aller Überstunden nicht vergütet würden, würde Steuerfreiheit die Beschäftigten nichts bringen, fügte sie hinzu. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer »arbeiten bereits hart am Limit und leisten jeden Tag ihren Beitrag«. Arbeitszeit müsse so gestaltet werden, dass Gesundheit geschützt werde und Privatleben möglich bleibe.

In ihrem Sondierungspapier hatten CDU/CSU und SPD festgehalten: »Damit sich Mehrarbeit auszahlt, werden Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte bzw. an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit hinausgehen, steuerfrei gestellt.« Und weiter: »Wir werden einen neuen steuerlichen Anreiz zur Ausweitung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten schaffen: Wenn Arbeitgeber eine Prämie zur Ausweitung der Arbeitszeit zahlen, werden wir diese Prämie steuerlich begünstigen.« dpa/nd

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