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Abgründe aus Zeiten der Pandemie

Sarah Yolanda Koss über queerfeindliche rechte Netzwerke

Denn widerwärtigen Geschehnissen in Österreich bleibt nur zu erwidern: Ob flauschig oder militant...
Denn widerwärtigen Geschehnissen in Österreich bleibt nur zu erwidern: Ob flauschig oder militant...

Was diese Woche in Österreich bekannt wurde, ist absolut widerlich. Bei mindestens 17 Vorfällen sollen homosexuelle Männer in den vergangenen Monaten über gefälschte Profile in den sozialen Medien an abgelegene Orte gelockt, erniedrigt und schwer misshandelt worden sein. Die Polizei rechnet mit einer deutlich höheren Dunkelziffer, in einem Fall wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Recherchen legen nahe, dass es sich bei den Täter*innen um ein rechtsextremes Netzwerk handelt.

Angriffe auf queere Personen und Gruppen sind per se nichts Neues für die österreichische Rechte. Die Freiheitliche Partei (FPÖ) nutzt Bezeichnungen für Queerness, egal ob Akronym oder ausbuchstabiert, lapidar als Synonyme für Schimpfworte. Zum Beispiel, wenn sie die EU als »Homosexuellenlobby« bezeichnet.

Zur vermehrten Zielscheibe der rechtsradikalen Szene wurden queere Menschen aber erst während der Pandemie. Während Protesten gegen Corona-Maßnahmen traf die Neue Rechte auf christliche Fundamentalisten und Verschwörungstheoretiker, die die antifeministischen Grundpfeiler rechter Ideologien stärker in den Boden rammten. Da wurden schon einmal Regenbogenflaggen auf Bühnen zerrissen und Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt. Bald darauf folgten (erfolglose) Versuche, Kinderbuchlesungen von Drag Queens zu sabotieren, und die Zahl der Hassverbrechen nahm zu. Jetzt orten österreichische Behörden erstmals organisierte Strukturen dahinter. Eine neue Eskalationsstufe.

Die Menschenverachtung der Taten lässt schwer schlucken. Zwei Lehren kann man daraus aber ziehen. Erstens: Von Beginn der Corona-Proteste an gab es engagierte Dokumentations- und Pressearbeit, die die Vorarbeit für jetzige Recherchen leistete. Wichtige Arbeit, danke dafür. Und zweitens muss die Aufarbeitung der Pandemie mit einer rigiden Auseinandersetzung mit den daraus entstandenen rechten Netzwerken einhergehen.

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