Nationalpreis für »Krabat«
Celino Bleiweiß wird 70
In einem Interview sagte Regisseur Celino Bleiweiß: »Antifaschistische Tradition war für mich eigentlich der Schlüssel, in der DDR arbeiten zu können. Ich habe ihr vieles nachgesehen, vieles respektiert und die DDR in ihrer Existenz geachtet aufgrund der antifaschistischen Tradition.« Er wusste, wovon er sprach. Er war ein kleines jüdisches Kind in Polen, als die deutschen Faschisten kamen. Im Ghetto gab ihm der Deutsche Richard Bleiweiß die Papiere seiner verlorenen Tochter Celina. So wurde Celino Bleiweiß aus dem Jungen, dem das Konzentrationslager doch nicht erspart blieb.
Nach dem Krieg wuchs er in Dresden auf und studierte Regie in Babelsberg, wurde Chefregisseur beim Fernsehtheater Moritzburg, In Berlin begann eine Zeit der erfüllenden Arbeiten: Literaturadaptionen wie »Aus dem Leben eines Taugenichts« mit Dean Reed und Hannelore Elsner, »Zauber mit Zinnober«, zu der Bleiweiß' damalige Frau Monika Woytowicz das Drehbuch schrieb, und »Wilhelm Meisters theatralische Sendung«, die wohl auch Goethes strengem Urteil standgehalten hätte. Bleiweiß (Foto: dpa) verfilmte erstmals den »Krabat«-Stoff (»Die schwarze Mühle«) und bekam den Nationalpreis dafür. Autobiografisches spiegelte er in »Mein blauer Vogel fliegt«, einem DEFA-Film, der Kindern und Jugendlichen Erfahrungen Gleichaltriger in einem KZ vermitteln wollte.
Vom Sozialismus in der DDR desillusioniert, ging er 1983 in den Westen. Es spricht für die Qualität seiner Arbeit, dass er hier noch einige anspruchsvolle Fernseharbeiten drehen konnte, bevor er den Niedergang der Fernsehkunst miterlebte. Anfangs glaubte er noch an das neuartige Konzept der »Lindenstraße«, aber als er sich von dieser Serie löste, blieb ihm nur, andere wie »Der Bergdoktor« oder »Aus aller Freundschaft« so anständig wie möglich zu machen.
Wenn Celino Bleiweiß am Sonntag, seinem 70. Geburtstag, Bilanz zieht, wird ihm, dem immer die ethisch-moralische Seite seines Schaffens wichtig war, die Arbeit in der DDR trotz allem als die produktivste Zeit in Erinnerung bleiben.
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