Aufklärer

Harun Farocki 65

  • Gerhard Hanloser
  • Lesedauer: 2 Min.

Die beiden ersten Filme Harun Farockis könnten als Aktions- und Propagandafilme der APO verstanden werden: Die beiden ersten Filme könnten als Aktions- und Propagandafilme der Außerparlamentarischen Bewegung verstanden werden: Der 3 Minuten lange, von Godard beeinflusste Film »Worte des Vorsitzenden« von 1967 sollte die damalige Parole »Die Worte werden zu einer Waffe« parodieren. Er zeigt, wie aus einer praxisversessenen Mao-Lektüre nur papierene, unzulängliche Waffen werden können: herausgerissene Seiten, die zu Flugobjekten gefaltet bestenfalls in der Dinnersuppe der Herrschenden landen werden. Spätestens zwei, drei Jahre später, als die RAF ihre Erklärungen mit Mao-Zitaten schloss, konnte man nicht mehr über diesen Film lachen. Bücher wurden offensichtlich doch zu Waffen.

Der zweite Kurzfilm »Nicht löschbares Feuer« von 1969 klagt die mörderischen Napalm-Einsätze der USA in Vietnam an. Und bereits hier deutet sich ein Thema an, dass sich durch etliche spätere Filme Farockis durchzieht: der Krieg ist ein Produktionsverhältnis und Produktionsverhältnisse kondensieren sich im Krieg. Vor allem in dem Film »Erkennen und Verfolgen« von 2003 tritt noch das Zusammenfallen von Kriegsberichterstattung und Kriegsführung dazu. Die Kamera und die Bombe werden im hoch technisierten Krieg eins. Distanzwaffen korrespondieren mit dem distanzierten Blick, der die Opfer nicht mehr wahrnimmt und von der Kamera-Bombe ins Ziel gelenkt wird wie beim Golfkrieg 1991.

Der 1944 in Nový Jicin geborene Filmemacher ist von den besten 68er-Ideen geprägt: radikale Aufklärung, Kapitalismuskritik, Entfremdungskritik. Seine wichtigsten Filmwerke von 1967 bis 2005 gibt es jetzt in einer DVD-Box mit 5 DVDs und 20 Filmen (absolut MEDIEN).

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