»Rentner machen alles«
Die Zahl der Senioren, die zusätzlich arbeiten müssen, wächst
Mainz (dpa/ND). Knapp 42 000 Menschen über 65 Jahre übten Ende Juni 2009 in Rheinland-Pfalz einen Minijob im gewerblichen Bereich aus, berichtet die Minijob-Zentrale in Essen. Ein Jahr zuvor waren es rund 41 000 und 2007 sogar weniger als 40 000. Allerdings stieg auch die Gesamtzahl der Minijobber in dieser Sparte in den vergangenen Jahren stetig: Von rund 330 000 Mitte 2007 auf rund 350 000 in 2009.
Eine Reihe von Rentnern arbeiten auch in privaten Haushalten. Dort waren Ende Juni 2009 nach den Angaben gut 13 000 Minijobber aller Altersklassen beschäftigt, davon knapp 1500 Rentner. Ein Jahr zuvor waren es nur 1300 über 65-Jährige, aber auch insgesamt nur knapp 12 000 Menschen. Mitte 2007 zählten die Statistiker knapp 11 000 geringfügig Beschäftigte, davon gut 1100 Rentner. Viele Rentner seien zum Jobben gezwungen, weil ihre Bezüge nicht reichten, berichten die Gewerkschaften ver.di und NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) in Mainz und Darmstadt. In den vergangenen Jahren habe es eine alarmierende Entwicklung gegeben. Diese könne nur mit der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro in der Stunde gestoppt werden, der dann rasch auf 9 Euro steigen müsse. Nur dann gebe es die Chance, später mit der Rente über die Runden zu kommen. »Wer als Rentner arbeitet, der macht das in der Regel nicht aus Spaß. Es ist meistens die pure Not, die ältere Menschen dazu zwingt«, sagte der NGG-Geschäftsführer für die Region Darmstadt-Mainz, Udo Löwenbrück, laut Mitteilung. Er befürchtet, dass diese Tendenz drastisch zunimmt.
Bei mancher Minijob-Vermittlung sind bereits zunehmend vakante Stellen ausschließlich für Rentner im Angebot. Manche Anbieter suchten ausdrücklich jemand »auf Dauer, der ständig kommt«, sagt Agentursprecher Thomas Mares in Trier. Diese Jobs seien für Studenten weniger interessant. Generell gelte: »Rentner machen alles«.
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