- Gesund leben
- Die Rezension
Frage ohne Antwort
Frage ohne Antwort
»Wie kann ein Mensch, wie kann ein Vater seine Kinder einfach so verlassen? Wollte er nicht wissen, wer wir sind?« Diese Fragen stellen die Kinder Jahre nach dem Tod ihres Vaters. Die Mutter, Autorin des vorliegenden Buches, geht dem Thema nach, indem sie über die damalige Zeit schreibt. Herausgekommen ist eine unsentimentale und ehrliche Geschichte – besonders brisant nach dem Freitod des Fußballers Robert Enke.
Petra Enders schreibt über ihre Fassungslosigkeit, als sie ihren Mann erhängt im Schlafzimmer findet. Sie weiß nicht, wie es für sie und die Kinder weitergehen soll. Sie erlebt aber auch, dass die offenen Gespräche mit den Kindern über den Tod hilfreich sind. Indem sie ihre eigenen und die Gefühle der Kinder ernst nimmt, findet sie eine Möglichkeit der Verarbeitung. Sie erlebt Hilfreiches, Rückschläge, aber auch Fehlentscheidungen. Sie lernt, sich gegen wohlgemeinte Ratschläge durchzusetzen, weil sie erkennt, dass diese sie nicht weiterbringen. Sie lernt, wieder glücklich zu sein, anfangs nur für die Kinder, später auch für sich selbst. Stück für Stück erobert sie das Leben zurück und kommt nach Jahren zu der Erkenntnis, dass die Zurückbleibenden nie ganz erfahren werden, »wieso, weshalb, warum« der ihnen so Nahestehende das getan hat. Vielleicht war es für ihn in großer Not die einzige Möglichkeit.
Dieses Buch ist weder beschönigend noch dramatisierend geschrieben, und doch bewegt es den Leser. Man fühlt sich auf eine Weise berührt, die keine Sentimentalität aufkommen lässt, dafür aber Verständnis für die Facetten des Lebens.
Petra Enders: Wir wollen leben – Suizid in der Familie bewältigen. BALANCE Verlag, 255 S., pb., 14,95 €.
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