Die bösen Kritiker

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit seinem Lächeln wickelt er alle um den Finger, Schwiegermuttertraum Til Schweiger, Schauspieler, Produzent und Regisseur. Der 45-Jährige ist auch ein Meister im Marketing der eigenen Person, der die Spielregeln selbst bestimmen will, nach denen über ihn berichtet wird. Er verrät gerne, wie er Weihnachten feiert. Oder flirtet mit den Kameras vor der Premiere seiner Komödie »Zweiohrküken«. Zur Filmvorführung waren nur handverlesene Berichterstatter willkommen. »Pointierte Dialoge«, so prompt die dpa.

Dem großen Rest des Feuilletons misstraut Schweiger. Es durfte die »Zweiohrküken« ebenso wenig in sonst üblichen Pressevorführungen sehen wie damals die »Keinohrhasen« oder die »1 ½ Ritter«. Reporter von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und des »Spiegel« führten trotzdem Interviews. In der vergangenen Nacht haben sich Hunderte Journalisten in die Voraufführungen gedrängt. Nicht, weil sie Schweigers Spiel gutheißen. Meist beugen sie sich dem Druck ihrer Chefs.

Fürchtet der Regisseur, dass Verrisse Kinobesucher abhalten könnten? Damit wiese er Kritikern eine Macht zu, von der mancher vielleicht träumt. Trotz lauer Besprechungen von Schweigers »1 ½ Ritter« rannten Millionen in die Kinos, um die Mittelalter-Parodie zu sehen.

Die Journalisten sind mit ihrem Schicksal nicht alleine. Auch um die Mitglieder der Deutschen Filmakademie machte »Zweiohrküken« einen Bogen: Für die Lola-Wahl habe er ihn nicht eingereicht, verriet Schweiger – natürlich – der dpa. Das ist seine Entscheidung, passt aber nicht zum schlagzeilenträchtigen Aufschrei um die »Keinohrhasen« vor zwei Jahren. Die Filmakademie hatte den Film ausgeschlossen, weil Schweiger den Juroren vor dem offiziellen Filmstart keine DVDs des Films aushändigen wollte. Ein nachvollziehbarer Akt.

Zwar ist streitbar, ob »Keinohrhasen« als Film überhaupt eine Chance auf den höchsten deutschen Filmpreis gehabt hätte. Eher Einzelleistungen: die schlagfertige Nora Tschirner, beispielsweise, oder Kameramann Christoph Wahl. Das hat Schweiger mehr als ein Mal betont. Jetzt scheint es egal zu sein, ob seine Mitspieler die mit der Lola verbundenen 10 000 Euro erhalten oder nicht. Dafür kriegen sie dann vielleicht den von ihm selbst gestifteten Filmpreis? Den hatte Schweiger vollmundig vor zwei Jahren angekündigt, inzwischen wurde er »Der Kino« getauft. Mehr ist über diese Trophäe bislang nicht bekannt.

Schweiger scheint für sich die Prämien – für Nominierung (250 000 Euro) oder Lola-Gewinn (500 000 Euro) – nicht zu brauchen. Zudem verzichtet er automatisch auf Gelder, die er laut Filmförderungsgesetz einstreichen könnte. Es belohnt Preise und Hits an der Kinokasse mit Mitteln für den Dreh des nächsten Films. 1,5 Millionen gab es in diesem Jahr für Schweigers Komödien der vergangenen Jahre. Als das Geld im Frühjahr drohte nicht wie geplant ausgezahlt zu werden, klagte er, dass er das Budget der »Zweiohrküken« nicht aufbringen könne.

Schweiger – so der Eindruck – biegt sich seine Welt, wie sie ihm gefällt. Die Außenwelt nimmt er anscheinend nur dann wahr, wenn er das eigene wirtschaftliche Risiko mindern kann. 880 000 Euro Steuergelder kamen für die »Zweiohrküken« vom Bund, 900 000 vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Wer jedoch öffentliche Gelder nimmt, sollte sich auch der Kritik der demokratischen Presse stellen.

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