Die Rezension - Ausweglos
Nach dem Amoklauf von Winnenden, bei dem ein 17-Jähriger am 11. März 2009 15 Menschen tötete, hat ein Schüler gesagt: »Was wir uns wünschen, sind keine aufgerüsteten Schulen mit Metalldetektoren, sondern kleine Klassen und Lehrer, die sich Zeit nehmen, die ihre Schüler kennen und zu denen man Vertrauen hat.«
Als Professorin für Kriminologie belegt Autorin Britta Bannenberg, dass Katastrophen verhindert werden können, weil sie nicht wie ein Gewitter »aus heiterem Himmel« kommen. Die Anzeichen reichten oft Jahre zurück. Meistens seien die Täter junge Männer, weil »nach der Pubertät Probleme mit Sexualität und Partnerschaft für sie deutlich und schließlich übermächtig werden«. Oft haben stille, scheue Schüler Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen, speziell dem anderen Geschlecht, die sich in einer ausweglosen Situation wähnen. Sie sind Einzelgänger, haben Angst vor körperlicher Gewalt und fallen Erwachsenen meist gar nicht auf. In vielen Beispielen ist die Schule der Tatort, weil »die Täter diesen Ort als Ursache ihrer jahrelangen Demütigungen begreifen«.
Die Autorin setzt sich mit den Tätern auseinander und beleuchtet Familien – vielfach aus der Mittelschicht. Die späteren Täter gelten oft als Schulversager. Bei allen Tätern findet sich eine Faszination für Waffen. Selten entsprechen sie dem Bild des typischen Gewalttäters und immer haben sie soziale Probleme. Letzterem entgegenzuwirken scheint nach Expertensicht die einzige Chance, »solche furchtbaren Gewalttaten einzudämmen«.
Britta Bannenberg: Amok, Gütersloher Verlagshaus, 207 S., pb., 17,95 €.
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