Die Kinokasse war kein Maßstab

82. Oscar-Verleihung: Kriegsdrama »The Hurt Locker« schlägt Fantasy-Spektakel »Avatar« im David-gegen-Goliath-Rennen

  • Lesedauer: 3 Min.

Bei der 82. Oscar-Verleihung in der Nacht zum Montag in Hollywood gewann Kathryn Bigelow als erste Frau den Regie-Oscar und triumphierte mit ihrem Low-Budget-Film »Tödliches Kommando – The Hurt Locker« über den 500 Millionen Dollar teuren Fatasy-Film »Avatar« von James Cameron. Beide Filme waren in jeweils neun Kategorien nominiert, »The Hurt Locker« bekam sechs Oscars, dagegen der an den Kinokassen erfolgreichste Film aller Zeiten, der 3D-Film »Avatar«, nur drei, für Kameraführung, Ausstattung und Spezialeffekte.

Die 58-jährige Bigelow siegte mit ihrem Irak-Kriegsdrama in den beiden Königskategorien – bester Film und beste Regie – sowie in den Sparten Ton, Tonschnitt, Original-Drehbuch und Schnitt. Damit entschied sie das Rennen David gegen Goliath klar für sich. »Avatar« spielte bislang 2,5 Milliarden Dollar ein. »The Hurt Locker« kostete hingegen gerade einmal 15 Millionen Dollar und war an den Kinokassen kein großer Erfolg – im Gegensatz zu den positiven Besprechungen der professionellen Filmkritiker. Nüchtern, fast dokumentarisch erzählt Bigelow von drei amerikanischen Bombenentschärfern in Irak – ohne sie dabei zu Helden zu machen.

In die Oscar-Liste der besten Darsteller schrieben sich Jeff Bridges und Sandra Bullock erstmals ein. Der 60-jährige Bridges, der bereits zum fünften Mal nominiert war, erhielt die Statue für seine Rolle als abgehalfterter Country-Sänger in »Crazy Heart«, die 45-jährige Bullock für die Darstellung einer Mutter aus der Oberschicht, die einen obdachlosen, schwarzen Jungen in ihrer Familie aufnimmt und ihn zum Football-Profi macht, in »Blind Side – Die große Chance«. Der Österreicher Christoph Waltz bekam den Oscar für seine vielfach preisgekrönte Nebenrolle in der Studio-Babelsberg-Produktion »Inglourious Basterds« von Quentin Tarantino, der zu den Regie-Nominierten gehörte.

Mit großen Hoffnungen verbinden die Gewinner in der Kategorie »bester Dokumentarfilm« ihre Auszeichnung. In »Die Bucht« prangert der ehemalige Flipper-Trainer Ric O'Barry die grausamen Delfin-Fangmethoden in Japan, die Verschmutzung der Ozeane und die Korruption an. Viele Zuschauer hatte der im Oktober in Deutschland angelaufene Film bislang nicht. Das könnte sich nun ändern. Vor allem hofft O'Barry, dass sich die Japaner nun nicht mehr ihrer Verantwortung entziehen können – denn die Oscar-Gala zählt zu den populärsten Fernsehshows in Japan. dpa/ND

  • Bester Film: »The Hurt Locker«, Produktion: Kathryn Bigelow, Mark Boal, Nicolas Chartier und Greg Shapiro
  • Hauptdarstellerin: Sandra Bullock, »The Blind Side«
  • Hauptdarsteller: Jeff Bridges, »Crazy Heart«
  • Nebendarstellerin: Mo'Nique, »Precious«
  • Nebendarsteller: Christoph Waltz, »Inglourious Basterds«
  • Regie: Kathryn Bigelow, »The Hurt Locker«
  • Nicht-englischsprachiger Film: »El Secreto de Sus Ojos«, Arg.
  • Adaptiertes Drehbuch: Geoffrey Fletcher, »Precious« nach dem Roman »Push« von Sapphire
  • Original-Drehbuch: Mark Boal, »The Hurt Locker«
  • Kamera: Mauro Fiore, »Avatar« Schnitt: Bob Murawski und Chris Innis, »The Hurt Locker«
  • Ausstattung: Rick Carter, Robert Stromberg, Kim Sinclair, »Avatar«
  • Ton: Paul N.J. Ottosson und Ray Beckett, »The Hurt Locker«
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