Hunger im Gehirn

Diabetespatienten haben das doppelte Risiko für Morbus Alzheimer

  • Anke Nussbücker
  • Lesedauer: 2 Min.
Jährlich verlieren in Deutschland ca. eine Viertel Million Menschen ihre gewohnte geistige Kraft und erkranken an Demenzformen wie Morbus Alzheimer. Ohne erfolgreiche Prävention oder Therapie könnten Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zufolge im Jahr 2050 bereits 2,3 Millionen betroffen sein. Diabetespatienten haben das doppelte Risiko, an dieser Denk- und Gedächtnisstörung zu erkranken.

Für das vergrößerte Alzheimerrisiko von Diabetespatienten, auf das die Zeitschrift Ernähungsumschau in ihrer Märzausgabe hinweist, werden verschiedene Mechanismen verantwortlich gemacht. Wie in Muskulatur und Fettgewebe – so weiß man mittlerweile – wird Insulin auch im Gehirn benötigt, um Zucker in die einzelnen Zellen zu transportieren.

Im Anfangsstadium von Diabetes mellitus Typ 2 kann das noch vorhandene Insulin diese Funktion auch im Gehirn nicht mehr ausreichend übernehmen. Die Resistenz der Insulinrezeptoren im Gehirn führt dazu, dass Glukose (Traubenzucker, der im Verdauungsprozess aus Kartoffel- oder Getreidestärke entsteht) nicht optimal genutzt wird. Daraus resultiert ein Energiemangel, der u. a. zur Entstehung der charakteristischen krankhaften Ablagerungen in Nervenzellen, der amyloiden Plaques, und zum Absterben von Nervenzellen beiträgt. So ist es durchaus denkbar, dass sich ein stark übergewichtiger, sprichwörtlich überernährter Mensch quasi in einem Hungerzustand befindet, weil der Traubenzucker in den Zellen nicht ankommt.

Der im späteren Verlauf der Zuckerkrankheit auftretende Insulinmangel beeinträchtigt ebenfalls die Zuckerverwertung und Energieversorgung im Gehirn und verschlechtert unmittelbar das Gedächtnis. Andererseits spielt Insulin beim Abbau und Abtransport von sogenannten Amyloiden eine Rolle, welche sich nun anhäufen und als Nervengift wirken.

Die Autoren der Ernährungsumschau, Prof. Dr. Andreas Hahn und Dr. Thamar Triebel von der Leibniz Universität Hannover, empfehlen deshalb, dass Diabetiker regelmäßig ihre Blutzuckerwerte kontrollieren und schweren Unterzuckerungen vorbeugen sollen. Eine konsequente Ernährung, beispielsweise mit Vollkornbrot aus ganzen, vorgekeimten Getreidekörnern oder hohem Haferanteil, aber auch Medikamente wie Rosiglitazon bzw. optimale Insulingaben tragen dazu bei. Derzeit wird von Experten in großen Studien überprüft, wie auf diese Art und Weise der Demenz vom Typ Alzheimer vorgebeugt werden kann.

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