Viel Wirbel um NS-Ausstellung

Sinti und Roma kritisieren Eröffnung der »Topographie des Terrors«

Das Dokumentationszentrum »Topographie des Terrors« öffnet heute in Berlin seine Pforten. Doch die Ausstellung über die Nazi-Verbrechen erregt die Gemüter. Kritik kommt vom Zentralrat der Sinti und Roma.

Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma sieht sich diskriminiert. Der Grund ist die heutige Eröffnung der »Topographie des Terrors« durch Bundespräsident Horst Köhler. Bei dem Festakt werde keinem Vertreter dieser Bevölkerungsgruppe das Wort erteilt, so der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose. Es sei nicht zu rechtfertigen, dass der Völkermord an den Sinti und Roma während der Herrschaft der Nationalsozialisten sichtbar ausgegrenzt werde. Schätzungen zufolge wurden etwa 500 000 Sinti und Roma zwischen 1933 und 1945 ermordet, 25 000 von ihnen kamen aus Deutschland und Österreich.

Bei der Eröffnung als Rednerin ist die Vorsitzende des Zentrarats der Juden, Charlotte Knobloch, vorgesehen. Sie spreche im Namen aller Opfergruppen, auch der Sinti und Roma, wie ND von der Stiftung »Topographie des Terrors« erfuhr. Aus organisatorischen Gründen können nicht alle Opferverbände sprechen, hieß es weiter.

Auf dem etwa 4,5 Hektar großen Areal in unmittelbarer Nähe des Bundesfinanzministeriums befanden sich die Zentralen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), der SS und des Reichssicherheitshauptamts. Das Gelände war der zentrale Ort für »Planung und Lenkung der meisten Massenverbrechen und Terrorakte des NS-Regimes«, sagt Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung. In der ehemaligen Kunstgewerbeschule und dem früheren Hotel Prinz Albrecht liefen alle Fäden für die Verbrechen der Nationalsozialisten zusammen.

Im Gespräch mit ND wiederholte Rose seine Kritik an der Eröffnungsfeier. Er sei empört, dass keinem Vertreter der Sinti und Roma die Gelegenheit gegeben werde, bei der Eröffnung eine Ansprache zu halten. Schließlich wurde im ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes auch der Völkermord an dieser Minderheit organisiert. Man sei mit der Bitte um ein Grußwort an Andreas Nachama herangetreten, gibt Rose Auskunft. Ohne Erfolg.

Die Ausstellung über die nationalsozialistische Vernichtungspolitik im Berliner Stadtzentrum wurde seit 1987 im Freien gezeigt und hat zuletzt bis zu 500 000 Besucher jährlich angelockt. Sie thematisiert den Aufbau des NS-Machtapparates sowie das Vorgehen von SS und Polizei in Polen, der Sowjetunion und weiteren durch die Nazis besetzten Länder. Außerdem werden die Opfergruppen, unter ihnen auch die Sinti und Roma, vorgestellt. Der Bau des Dokumentationszentrums zog sich mehr als 20 Jahre hin und soll zusammen mit den Arbeiten an den Außenanlagen rund 26 Millionen Euro gekostet haben.

Romani Rose wird trotz allem an der Eröffnung des neuen Dokumentationszentrums teilnehmen. Im Publikum auf einem der Sitzplätze.

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