Trauer im Kohlerevier Kusbass
Zahl der Opfer des Grubenunglücks in Südsibirien stieg auf 66
24 Bergleute werden noch vermisst. Die Chancen, sie lebend zu bergen, sind gering. In der Grube brachen in der Nacht zu Donnerstag weitere Brände aus, die Gaskonzentration in den Stollen hat sich dramatisch erhöht. Die Rettungsarbeiten wurden daher vorübergehend eingestellt.
Experten streiten derweil über die Ursachen des Unglücks. Technische Mängel gelten als unwahrscheinlich. »Raspadskaja« gilt als eine der modernsten Gruben Russlands mit den höchsten Durchschnittslöhnen.
Der Zustand der russischen Kohleindustrie, sagt Jewgeni Gondmacher vom Moskauer Institut für moderne Entwicklung, sei nach der Privatisierung Mitte der 90er Jahre, der umfangreiche Modernisierungen folgten, besser als ihr Ruf. Katastrophal sehe es jedoch nach wie vor mit der Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze aus. Vorschriften würden von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern ignoriert. Vor allem das strikte Rauchverbot. Ähnlich sieht das offenbar die Staatsanwaltschaft, die ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und Missachtung der Sicherheitsvorschriften eingeleitet hat.
Für Jefim Krejnni vom Forschungszentrum »Promgaz« ist die Geldgier der Aktionäre – die Grube gehört mehrheitlich der EVRAZ-Group – die eigentliche Unglücksursache. Eine komplette Entgasung der Stollen fünf Jahre vor Beginn des Abbaus, in Westeuropa üblich, finde in Russland fast nie statt, obwohl gerade die südsibirische Kohle einen extrem hohen Anteil an Methan hat. In »Raspadskaja« habe eine Kohlefräse wahrscheinlich eine Methanblase »angestochen«.
Präsident Dmitri Medwedjew und Premier Wladimir Putin forderten unterdessen, Konsequenzen aus der Katastrophe zu ziehen. Es sei nicht hinnehmbar, dass in Russland für den Abbau jeder Tonne Kohle ein Kumpel mit dem eigenen Leben bezahle.
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