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In feiner Uniform
The Messenger
Der Anblick muss zu den unheilvollsten gehören, die die Kinogeschichte dem Leben abgeschaut hat: zwei uniformierte Männer, die an der Wohnungstür klingeln, vor der sich öffnenden Tür stramm stehen und mit strenger Miene fragen, ob man auch ganz sicher die Person sei, die sie sprechen wollen. Sprechen müssen. Zwei Soldaten in Ausgehuniform, die der Person an der Tür im nächsten Moment sagen werden, dass sie nun leider Witwe sei. Weil am anderen Ende der Welt ein Krieg tobt. (Oder Witwer, in diesen modernen Zeiten, wo auch Frauen Dienst an der Waffe tun.) Sind nur die Kinder zu Hause, die Eltern, die kinderhütende Schwägerin, gehen die beiden wieder. Welche Nachricht sie zu überbringen haben, ahnt da schon jeder. Nur der nächste Angehörige ist der korrekte Ansprechpartner, und auf diesen Angehörigen werden sie warten, um ihre Todesbotschaft loszuwerden. Gnadenlos. Wie der Krieg.
Mit »The Messenger – Die letzte Nachricht« verarbeitet der Wahl-New Yorker Oren Moverman eigene Erfahrungen in der israelischen Armee. Bisher arbeitete er als Drehbuchautor, »The Messenger« ist sein Regie-Debüt. Seine beiden »Todesengel« – denn für diese Aufgabe werden immer zwei Mann eingeteilt: einer, der die Identität des Gesprächspartners feststellt, und einer, der anschließend die Kondolenzbezeugungen des Verteidigungsministers ausspricht – sind die selbst auch schon stark beschädigten Katalysatoren eines Films, der von den bleibenden Verletzungen handelt, die ein Krieg auch dort anrichtet, wo er gar nicht ausgefochten wird.
Sergeant Will Montgomery (Bill Foster, im Foto r.) war in Irak. Aus dem Einsatz ist er mit Kriegsverletzungen und einer Tapferkeitsmedaille zurückgekehrt und wird, eben aus dem Lazarett entlassen, für seine verbleibenden Monate bei der Armee an die Heimatfront versetzt, betraut mit der Aufgabe, nun anderen mitzuteilen, dass es ihren Angehörigen im Krieg noch schlechter ergangen ist als ihm. Das Psychologen-Team folgt auf dem Fuße, seine und seines Vorgesetzten Aufgabe ist nichts als das förmliche Überbringen der Todesnachricht. Keine Gefühle zu zeigen, sei wesentlich bei diesem Auftrag, bläut dieser Captain Stone (Woody Harrelson, im Foto l.) ihm ein, was Montgomery, wie zu erwarten, erst mal schwerfällt.
Weil der Film keine Patentlösung dafür aufzuweisen hat, wie – anders als mit der sofortigen Aussetzung aller Kriege – dem Problem an der Wurzel beizukommen wäre, verliert er sich nach einem starken Auftakt in seiner zweiten Hälfte leider zunehmend in Hollywood-Versatzstücken. In Kameraderie und kindischem Kriegsspielen, in Trinkgelagen und der Enthüllung des weichen Kerns, der natürlich auch unter der bloß vom vielen »Fremdleiden« verhärteten Schale des Captain zu finden ist, der sich hinter Regelwerk verschanzt, um sein eigenes Mitgefühl in Schach zu halten. Und ganz besonders in der ebenso regelwidrigen wie wenig überzeugenden Liebesgeschichte, die sich zwischen dem Sergeanten und einer der Witwen anbahnt, der er die Nachricht überbringen musste, dass ihr kleiner Sohn nun Kriegswaise ist.
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