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Babylon by Minibus

Das Auswärtige Amt rät von Fahrten mit den so genannten Minibus-Taxis dringend ab. Sicher ist es sicherer, immer mit einem teuren Taxi unterwegs zu sein. Auch in einem BVG-Bus in Berlin ist das Risiko, bestohlen oder tätlich angegriffen zu werden, statistisch höher als in einem Taxi und in Johannesburg sicher weit höher als in Berlin.

Der einheimischen Bevölkerung bleibt freilich aus Kostengründen oft gar kein anderes Transportmittel als die Minibus-Taxis. Und die Einheimischen können auch nicht recht verstehen, warum vom Benutzen der Minibusse so strikt abgeraten wird. Im Gegenteil: Sie raten einem mit klaren Zielangaben zur Nutzung eben dieses billigen und zuverlässigen Fortbewegungsmittels.

»Zum Stadion Soccer City nimmst du einen Minibus zur BreeStreet im Stadtzentrum, dann vom zentralen Busbahnhof einen Richtung Diepkloof«, gibt mir Esther, Mitarbeiterin der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Auskunft. Mit ihren Tipps lässt sich das Risiko einer Minibusfahrt tagsüber auf alle Fälle in Angriff nehmen. Nach Einbruch der Dunkelheit nimmt der Minibusverkehr ohnehin schlagartig ab — was wiederum mit Sicherheitsbedenken der Minibusfahrer selbst zu tun hat.

Und keine Fahrt, in der man nicht schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen kommt. Nicolas stammt aus Nigeria. »Ah, du kommst aus Berlin, meine Nichte Grace schlägt sich in Wien durch.« Nicolas fragt, wie stark die Wirtschaftskrise denn Deutschland getroffen habe und welches europäisches Land derzeit die besten Jobperspektiven für Einwanderer böte. Der Traum Europa ist bei in Südafrika gestrandeten innerafrikanischen Migranten lebendig. Doch allein ein Visum zu bekommen, ist an viele komplizierte Bedingungen geknüpft.

Gewissermaßen eine innerafrikanische Migrantin ist Edith, wenngleich sie nicht wegen der Suche nach Arbeit hierherkam. Sie stammt aus Kamerun, lebt seit fünf Jahren in Südafrika und studiert Rechnungswesen. Derzeit ist sie allerdings als Volunteer (Freiwillige) bei der WM tätig, als Sprachhelferin für Englisch und Französisch. Sprachen, die die aus Douala Stammende aus dem Effeff beherrscht. Eine Folge der kolonialen Vergangenheit Kameruns, die sowohl deutsche als auch französische und englische Spuren trägt. Deutsch hatte sie in der Schule, ein paar Brocken sind mangels Sprachpraxis übrig geblieben.

Edith weiß natürlich den Weg zum richtigen Minibus nach Soccer City. »Es ist mir ein Vergnügen, den Gästen zu helfen«, beschreibt sie ihre Motivation, für die sie außer der Einkleidung von Kopf bis Fuß nur eine kleine Aufwandsentschädigung enthält. Ohne die unzähligen freundlichen und hilfsbereiten Volunteers wäre die WM undenkbar. Im Gegensatz zu den Minibus-Taxis sind sie für die FIFA unersetzbar.

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Unser Autor (ND-Foto: Burkhard Lange) ist Experte für Afrika, Lateinamerika und Entwicklungspolitik. Auf den Sportseiten des ND schreibt er meist über spanischen oder lateinamerikanischen Fußball.

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